• Der Verein Anderswurzeln will einen Dreiseitenhof in Olbersdorf mit LEADER-Fördermitteln zum Dorfgemeinschaftszentrum machen.
  • In Sachsen gibt es 30 LEADER-Förderregionen mit unterschiedlichen Schwerpunkten wie Tourismus, Kultur oder Bildung.
  • Der Verein Anderswurzeln will mit den Fördermitteln, junge Familien im ländlichen Raum halten oder ansiedeln.

Franziska Kusche zeigt die Baustelle auf dem Dreiseitenhof in Olbersdorf bei Zittau: "Hier geht es um eine neue Wohnung, die barrierefrei und ebenerdig wird." 30 Jahre lang ist hier nichts passiert. Eigentlich sollten die Gebäude einmal ganz abgerissen werden, als es den Braunkohletagebau noch gab. Doch dann wurde der doch nicht mehr erweitert und schließlich geschlossen, der Hof stand seitdem leer.

Jetzt wollen Kusche und ihre Mitstreiterinnen vom Verein Anderswurzeln den alten Häusern wieder neues Leben einhauchen und sie haben Großes vor: "Wir haben den als gemeinnütziger Verein 2021 gekauft und wollen eine Art erweitertes Dorfgemeinschaftszentrum mit Wohnungen im alten Wohnhaus, Werkstätten beziehungsweise Seminarräumen und mit einer Umweltbildungsscheune."

Dafür haben sie bisher 9.000 Euro Fördermittel aus dem EU-Programm LEADER erhalten, weitere Gelder wurden bereits zugesagt. LEADER ist eine Abkürzung, auf Deutsch steht es für Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft.

30 Förderregionen in Sachsen

Überall in der EU gibt es LEADER-Förderregionen. In Sachsen seien es insgesamt 30, sagt Andreas Grieß vom zuständigen Infrastrukturministerium. Die Regionen wurden dabei von Akteuren vor Ort selbst ins Leben gerufen, so Grieß, nach dem Prinzip: "Finde dich und entscheide, wo deine Entwicklungspotenziale liegen. Das machst du ganz alleine. Und du bekommst von uns Geld dafür, dass du das umsetzen kannst."

Die so entstandenen Förderregionen halten sich nicht an die Grenzen von Landkreisen. Die Gründer haben selbst entschieden, welche Orte dazugehören. So gibt es zum Beispiel die Förderregionen Dresdner Heidebogen, Silbernes Erzgebirge und das Schönburger Land. Alle haben ganz unterschiedliche Entwicklungsstrategien. Die einen setzen mehr auf Tourismus, andere mehr auf Kultur oder Bildung.

Landleben attraktiv gestalten

Der Verein Anderswurzeln in Olbersdorf hat seine Mittel bei der Region Naturpark Zittauer Gebirge beantragt. Das Büro dort leitet Markus Hallmann. Er fasst seinen Förderschwerpunkt so zusammen: "Es geht darum, dass wir junge Familien in der Region halten oder wieder in die Region holen aufgrund unseres Demografieproblems, was wir um Osten und auch in unserer Ecke speziell haben."

In der Region konnten so von 2007 bis 2022 mehr als 500 Projekte gefördert werden. Die Mittel von der EU haben allerdings mit jeder Förderperiode abgenommen. Anfangs hatte das Zittauer Gebirge noch 20 Millionen Euro für vier Jahre erhalten.

In der laufenden Periode sind es nur noch mehr als fünf Millionen Euro. Hallmann findet, dass man die Menschen wieder davon überzeugen muss, dass man im ländlichen Raum gut leben kann: "In der Stadt verhallt der Ruf manchmal ungehört. Das ist, glaube ich, das Problem, was LEADER hat: Es wirkt in die ländlichen Räume, aber die Politik wird in den urbanen Räumen gemacht."

 Neue Wohnungen bis 2027

Vom guten Leben auf dem Land muss Franziska Kusche nicht mehr überzeugt werden. Ihr Dreiseitenhof hat auch schon bei anderen Interesse gefunden: "Wir haben immer wieder Anfragen, die oft zu spontan für uns sind. Die schreiben: 'Ich würde gern nächstes Jahr einziehen.' Und wir können immer nur sagen: Wenn ihr noch ein Jahr wartet, ist der Wohnraum fertig."

Erstmal werden noch weitere Hände gesucht, die auf der Baustelle helfen. Bis 2027 sollen die Wohnungen fertig sein.

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