• Lehramtsstudenten sollen weg von Grundschulen hin zu weiterführenden Schulen gelockt werden.
  • Beim Thema Schulschließungen sollen die "Fehler" der 90er Jahre nicht wiederholt werden.
  • Conrad Clemens möchte über die Verbeamtung von Lehrern nachdenken.

Sachsen wird in Zukunft vermutlich keine Seiteneinsteiger im Lehrerberuf mehr brauchen. Das sagt Kultusminister Conrad Clemens (CDU) im Sachsen-Politik-Podcast von MDR SACHSEN. Hintergrund sind die prognostizierten sinkenden Schülerzahlen im Freistaat. Das Statistische Landesamt erwartet in den kommenden 15 Jahren etwa 20 Prozent weniger Schüler als bisher. In diesem Jahr hatte der Freistaat noch rund 500 Seiteneinsteiger im Lehrerberuf eingestellt.

Bis 2040 soll die Zahl der Schülerinnen und Schüler in Sachsen deutlich zurückgehenBildrechte: picture alliance/dpa | Marijan Murat

Besonders drastisch sei die Entwicklung an Grundschulen und im ländlichen Raum, sagt Conrad Clemens. In Großstädten wie Leipzig und Dresden belaufe sich der Rückgang teilweise im einstelligen Prozentbereich, während im Erzgebirge und der Oberlausitz mehr als 20 Prozent weniger Schüler erwartet werden. Ab dem Sommer 2029 komme der Trend zuerst bei den Grundschulen an. Weiterführende Schulen und Berufsschulen seien demographisch bedingt erst später betroffen.

Weitreichende Schulschließungen sollen verhindert werden

Deshalb möchte der Kultusminister Studierende schon jetzt weg von Grundschullehramt und hin zum Oberschul-, Gymnasial- und Berufsschullehramt locken. Im Oberschullehramt soll zukünftig etwas weniger fachliche Tiefe in beispielsweise Mathe oder Physik gefordert sein. Dafür sollen Fächer wie Pädagogik oder Bildungswissenschaften eine größere Rolle im Studium spielen. Das soll schon ab dem Wintersemester 2026 gelten, so die Vorstellung des Ministers.

Weitreichende Schulschließungen möchte Conrad Clemens vermeiden. Es müsse erlaubt sein, dass Schulen schrumpfen, sagt er. Mit jahrgangsübergreifendem Unterricht, schulübergreifenden Lehrkräften und gemeinsamen Schulleitungen sollen auch einzügige Schulen mit sieben oder acht Kindern pro Klasse möglich sein.

Geburtenrückgang der 1990er Jahre als Grund

Bildungsinfrastruktur sei ein entscheidender Faktor, ob sich beispielsweise junge Familien im ländlichen Raum niederlassen, sagt Clemens. Man dürfe die "Fehler" der 1990er-Jahre nicht wiederholen. Damals haben man "ziemlich brachial" Schulen geschlossen und viele Lehrer aus Sachsen weggeschickt, sagt er. Rund um die Jahrtausendwende waren in Sachsen flächendeckend Schulen geschlossen worden. Grund war damals der Geburtenrückgang nach der Wiedervereinigung.

Der wirkt sich laut Clemens auch heute noch auf Sachsen aus. „Die Menschen, die in den 90er Jahren nicht geboren wurden, können jetzt wiederum keine Kinder bekommen“, sagt Kultusminister Clemens. Im Jahr des Geburtentiefs 1994 wurden knapp 23.000 Kinder im Freistaat geboren, 1983 waren es noch fast 67.000. Seit 2016 ist die Geburtenentwicklung wieder rückläufig. Im vergangenen Jahr kamen in Sachsen 24.700 Kinder auf die Welt. Das geht aus Zahlen des Statistischen Landesamt hervor.

Über Verbeamtung von Lehrern nachdenken

Kinder, die durch Migration nach Sachsen kommen, seien in den Prognosen berücksichtigt. Aktuell kommen monatlich 400 schulpflichtige Kinder aus dem Ausland in den Freistaat, sagt Clemens.

An Grundschulen wird der Schülerrückgang zuerst ankommen.Bildrechte: picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow

Auch über die Verbeamtung von Lehrern müsse man nachdenken, sagt der Minsiter. Seit 2019 können Lehrkräfte in Sachsen Beamte werden. Das sollte den Beruf in Sachsen attraktiver machen und Lehrkräfte aus anderen Ländern in den Freistaat locken - bei damals noch hohem Einstellungsbedarf. "Verbeamtungen sind sehr teuer, weil sie auch bedeuten, dass aus dem Staatshaushalt Pensionen zu zahlen sind", sagt Clemens. Bis 2030 sei die Verbeamtung für sächsische Lehrer aber noch sicher.

Weniger Unterrichtsausfall erwartet

Im Januar kommenden Jahres möchte das Kultusministerium eine konkrete Prognose des künftigen Lehrerbedarfs vorlegen. Darin soll die Zahl der Neueinstellungen im Lehrerberuf für die nächsten Jahre festgelegt sein.

Die prognostizierten rückläufigen Schülerzahlen habe auch den Effekt, dass der Unterrichtsausfall erheblich zurückgehen werde, sagt Conrad Clemens.

Weiterführende Links

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