Bibliothek der TU Freiberg für KI-Projekt ausgezeichnet
- Die Bibliothek der TU Freiberg hat den sächsischen Bibliothekspreis 2025 erhalten – sie wurde für ein Projekt zur KI-Vermittlung ausgezeichnet.
- Teilhabe und hybrides Lernen sind der Leiterin der Bibliothek sehr wichtig.
- Die TU Freiberg versteht sich als Ort des sozialen Miteinanders und der Demokratie.
Die Bibliothek "Georgius Agricola" der TU Bergakademie Freiberg ist am Freitag mit dem Sächsischen Bibliothekspreis ausgezeichnet worden. Sie erhielt die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung für ein Projekt zur KI-Vermittlung. Dieses ist laut Hochschule aus dem Wunsch heraus entstanden, alltägliche bibliothekarische Abläufe mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz zu optimieren.
Dafür wird die Bibliothek der TU Freiberg ausgezeichnet
Konkret geht es um die Klassifizierung neu erworbener Bücher. Dafür werden Schlagworte vergeben, unter denen man sie später im Katalog wiederfindet. Bei dieser "Sacherschließung", wie Julia Meyer, die Leiterin der Bibliothek, es nennt, hilft in Freiberg seit kurzem eine speziell darauf trainierte KI.
Die Germanistin Julia Meyer leitet seit Anfang des Jahres die Bibliothek der TUBAF, die als älteste montanwissenschaftliche Universität der Welt gilt.Bildrechte: TU Bergakademie FreibergVon den Erfahrungen, die ihr Team auf dem Weg dahin gesammelt hat, sollen nun auch andere Bibliotheken profitieren. Man habe in Freiberg so viel Wissen angehäuft, warum sollte man es nicht weitergeben, sagt Conrad Hübler, der Urheber des KI-Projekts. Aus dieser Idee heraus hat der Fachreferent für Chemie nun eine Workshop-Reihe aufgesetzt – mit kurzen theoretischen Inputs sowie viel Zeit zum Üben und Ausprobieren.
Wir haben jetzt hier eine ganze Menge Wissen dazu angesammelt, warum sollen wir das nicht weitergeben?
"Wir zeigen also, wie KI funktioniert und gucken dann, wo man sie einsetzen könnte." Dabei gehe es nicht mehr nur darum, Bücher zu klassifizieren, sondern ganz allgemein darum, Prozesse zu analysieren und zu zerlegen, so Hübler weiter. "Dadurch lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops zum einen, wie man KI wirklich gut verwenden kann – und sind dann auch in der Lage, KI selbst zu vermitteln."
Die Bibliothek als Ort der Teilhabe
Menschen den Zugang zu Wissen zu ermöglichen, ist von je her Aufgabe von Bibliotheken. So auch die der TU Freiberg. Seit gut zwei Jahren befindet sie sich in einem Neubau aus rotem Backstein gegenüber der Altstadt. Julia Meyer, die Direktorin, hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Ort mit Leben zu erfüllen. Mit ihrem Motto, "Bibliothek als Ereignis", lädt sie auch andere dazu ein, den Ort mitzugestalten.
Seit Ende Oktober 2023 ist die Bibliothek "Georgius Agricola" in einem Neubau auf dem Campus der TU Freiberg untergebracht.Bildrechte: MDR/Tina Murzik-KaufmannUnd so kommt es, dass Studierende aus dem Wunsch nach einem Raum für Ausstellungen heraus diese nun im Rahmen eines Seminars zum Thema Wissenschaftskommunikation selbst kuratieren lernen. In einem anderen Projekt denken Studierende in der Bibliothek über bewegtes Lernen nach. Das Bedürfnis danach werde besonders in Prüfungszeiten sichtbar, so Julia Meyer.
Mein Motto, Bibliothek als Ereignis, lädt ein mitzutun, mitzugestalten.
"Ich habe dann einen Studierenden angesprochen, der sich auf unserer Dachterrasse auffällig bewegte und habe ihn eingeladen, dass wir gemeinsam überlegen, wie wir diesen Bedarf, der ja da ist und der auch relevant ist, abdecken können – indem wir zum Beispiel kleinere Sportgeräte kaufen, die dann an der Theke ausleihbar sind. Das könnten kleine Hanteln oder Therabänder sein."
TU Freiberg will hybrides Lernen ermöglichen
Der Gedanke dahinter ist, die Bibliothek zu einem hybriden Lernort zu machen – einem Ort also, an dem Nutzerinnen und Nutzer analog wie digital gut lernen und arbeiten können. In Zeiten der Digitalisierung sei es zudem wichtig, Orte zu schaffen, die ein soziales Miteinander ermöglichen, sagt Julia Meyer und verweist auf ihren Bestand: Zwei Drittel der mehr als 720.000 Medien darin sind digital. Entsprechend niedrig ist die Ausleihe gedruckter Bücher. Trotzdem steige die Anzahl der täglichen Besuche im Haus – ein Trend in allen wissenschaftlichen Bibliotheken.
Klassische Bücherregale gehören auch im 21. Jahrhundert zur Ausstattung von Bibliotheken wie der der TU Freiberg.Bildrechte: Philipp Reichelt"Wenn hier aber keine gedruckten Bücher gelesen werden, stellt sich die Frage: Was machen unsere Nutzerinnen und Nutzer sonst? Sie brauchen die Räumlichkeiten zum gemeinsamen Arbeiten oder zum konzentrierten einzelnen Arbeiten." Beide Lernsettings seien nach wie vor sehr bedeutsam und dienten verschiedenen Bedürfnissen, schlussfolgert die Direktorin.
Wir haben in den Bibliotheken seit jeher die Aufgabe, Wissen zu teilen. Und jetzt in der schwierigen Situation, wo die Demokratie fragil oder gefährdet wird, ist es umso wichtiger, diesen grundsätzlichen Gedanken von Bibliotheken zu leben.
Um dem gerecht zu werden, bietet die Bibliothek der TU Freiberg ihren Nutzerinnen und Nutzer zum Beispiel Lesesäle mit verschiedenen Akustikzonen von laut bis leise an. Außerdem stehen ihnen neben klassischen Arbeitsplätzen, einem Podcast-Studio, einem Mixed-Reality-Space und einem Science-Lab mit speziellen 3D-Scannern und -Drucker auch verschiedene Lounge-Bereiche zum Ausspannen und Abschalten zur Verfügung, inklusive Dachterrasse und Café mit Platz für Veranstaltungen.
In den Lesesälen der Bibliothek der TU Freiberg haben Nutzerinnen und Nutzer die Wahl zwischen klassischen Arbeitsplätzen und Lounge-Bereichen sowie verschiedenen Akustikzonen. Im blauen Bereich ist eine mittlere Lautstärke erlaubt.Bildrechte: Philipp ReicheltBibliothek als Ort der Demokratie
Dieses Angebot richtet sich explizit auch an die Bürgerinnen und Bürger von Freiberg. Denn Wissen zu teilen, ist von jeher Aufgabe von Bibliotheken. Das sei das Fundament einer jeden Bibliothek, sagt Julia Meyer, und das Gebot der Stunde. "In der schwierigen Situation, wo die Demokratie fragil oder gefährdet wird, ist es umso wichtiger, diesen grundsätzlichen Gedanken von Bibliotheken zu leben und das Programm auch entsprechend auszubauen."
Geplant ist, in den Räumen der Bibliothek der TU Freiberg Vorträge, Disskusionsrunden und Lesungabende anzubieten. Dafür loten Julia Meyer und ihr Team intern wie extern mögliche Kooperationen aus: mit der Stadtbibliothek ebenso wie mit dem Theater Freiberg, dem Stadtarchiv und der Touristinformation.
Mehr zum sächsischen Bibliothekspreis (zum Ausklappen)
Mit dem sächsischen Bibliothekspreis zeichnet der Freistaat Sachsen einmal im Jahr herausragende öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken aus. 2013 ins Leben gerufen, wurde der Preis in diesem Jahr inhaltlich neu ausgerichtet. Seitdem können sich Bibliotheken mit innovativen Projektvorhaben und Ideen bewerben, die sie mit Hilfe des Preisgeldes in Höhe von 10.000 Euro umsetzen wollen. Über die Vergabe des Preises entscheidet der Vorstand des Sächsischen Bibliotheksverbands mit Unterstützung der Landesfachstelle für Bibliotheken.
Quellen: MDR KULTUR (Tina Murzik-Kaufman), Sächsische Landesregierung, TU Bergakademie Freiberg
Redaktionelle Bearbeitung: bh
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