Opernstar und Mutter - Alexandra Yangel stemmt Baby und Hauptrolle

• Alexandra Yangel war gerade Mutter geworden, da wurde ihr eine Hauptrolle angeboten.
• Schwangerschaft und Geburt seien in ihrer Branche ein Risiko, erklärte Yangel.
• So gebe es immer noch Vorbehalte über die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie.

In der Garderobe gibt es keinen Empfang. Alexandra Yangel soll sich so besser auf den Auftritt konzentrieren. Ihrer kleinen Lucy einen Gute-Nacht-Kuss durchs Telefon schicken, geht also nicht. Die Tochter ist ein halbes Jahr alt, und Mama steht schon wieder im Rampenlicht – auch wenn das so nicht geplant war. Eigentlich habe sie sich Zeit nehmen wollen.

Domstufenfestspiele Erfurt als Sprungbrett

Doch als sie 2023 bei den Domstufenfestspielen auftrat, blieb sie Theaterleiter Malte Wasem in Erinnerung: Damals war sie das Gretchen in "Fausts Verdammnis" – nun stand sie ganz oben auf der Besetzungsliste für "Don Giovanni".

Die Sängerin bekam einen Anruf, da war sie gerade erst Mutter geworden. Drei Tage später sagte sie zu. Als freischaffende Opernsängerin gehe es auch ums Geldverdienen: "Es ist für Theater und Künstler und besonders für freiberufliche Künstler wirklich nicht die einfachste Zeit", betont Yangel.

Schwangerschaft und Geburt: Ein Risiko für Sängerinnen

Alexandra Yangel ist 33 Jahre alt. Aufgewachsen in Moskau, studierte sie Geige und Gesang in Wien. Mit ihrem Mann lebt sie inzwischen in Berlin. Die Rolle der Elvira in "Don Giovanni" habe sie enorm gereizt: stimmlich und schauspielerisch. Sie bekomme so die Möglichkeit, viel auf der Bühne zu zeigen.

Und doch sind Schwangerschaft und Geburt für Sängerinnen ein Risiko, sagt sie. Ihre Tochter musste dann auch noch per Kaiserschnitt geholt werden. Der Eingriff müsse exzellent ausgeführt werden, erklärt Yangel. Denn auch dort, wo der Geburtsschnitt gemacht wurde, lägen Muskeln, die sie fürs Singen braucht. Im Grunde habe sie so auch ihren Beruf riskiert.

Es ist für freiberufliche Künstler wirklich nicht die einfachste Zeit.

Jetzt ist Alexandra Yangel glücklich. Manchmal sind Mann und Tochter in der Garderobe dabei, meist aber pendelt sie und hofft, dass der Dirigent in hohem Tempo dirigiert, damit sie den Nachtzug nach Berlin noch schafft. Mit der Mutterschaft sei sie stärker geworden, erzählt sie. Eigentlich sei sie ein Workaholic, aber seit der Geburt ihrer Tochter weiß sie: Arbeiten ist nicht das Wichtigste auf der Welt: "Ich bin jetzt, wenn ich auf die Bühne gehe, viel entspannter."

Mutterrolle und Bühne: Stimmwechsel und Vorbehalte

Und noch etwas hat sich geändert: ihre Stimme. Denn Yangel ist Mezzosopranistin – oder war es. Nach der Geburt und der Erfahrung mit der Elvira-Rolle habe sie gemerkt, dass ihre Stimme nach oben ging. Deshalb überlegt sie, das Fach zu wechseln, hin zum Sopran.

Was aber immer noch eine Ausnahme sei: Dass eine junge Mutter mit einer Hauptrolle besetzt wird. "Ich sehe noch viele Vorbehalte", erzählt die Sängerin: "Oh, sie ist Mutter, wie wird sie das alles organisieren?", diese Gedanken stehen wohl einigen ins Gesicht geschrieben. Yangel weiß jetzt: Es kann funktionieren. Wenn man will – und vor allem: Wenn man, wie im Theater Erfurt, dabei unterstützt wird.

Mehr zu "Don Giovanni":

Theater Erfurt
Theaterplatz 1
99084 Erfurt

Kommende Aufführungen:
27.12.2025, 19:00 Uhr
14.01.2026, 19:30 Uhr
08.03.2026, 15:00 Uhr
06.04.2026, 18:00 Uhr

Quelle: MDR KULTUR (Antje Kirsten), Theater Erfurt
Redaktionelle Bearbeitung: jb

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