Warum immer mehr Kinder mit Übergewicht haben
- Ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel
- Übergewicht als Kind und Adipositas als Erwachsener
- "Gesundes Umfeld" und "Zuckersteuer"
Immer mehr hochverarbeitete Lebensmittel mit viel Salz und Zucker, sogenannte Ultra-processed foods, zu wenig Bewegung und viel Werbung für Süßigkeiten und Fast Food sind nach Auffassung von Anna Lene Seidler Gründe dafür, dass es deutschland- und weltweit immer mehr fettleibige Kinder gibt. Die Professorin der Universitätsmedizin Rostock forscht zu Kinder- und Jugendgesundheit mit dem Schwerpunkt Adipositas.
Ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel
Übergewichtige Kinder beim Sport.Bildrechte: IMAGO/Funke Foto ServicesSeidler kritisierte im Interview mit MDR AKTUELL Adipositas fördernde "Umwelten". Beengte Verhältnisse und unsichere Schulwege würden dazu beitragen, dass sich Kinder zu wenig bewegen. Dafür würden sie viel vor dem Bildschirm sitzen. Fast Food sei überall verfügbar und es gebe ganz viel Werbung für ungesunde Lebensmittel. Zudem gebe es eine "Lebenskostenkrise", in der Eltern unglaublich viel zu tun und nur wenige Ressourcen hätten.
Seidler zufolge hat in Deutschland jedes dritte Kind Übergewicht oder Adipositas. Bei Deutschlands europäischen Nachbarn sei die Zahl ähnlich hoch. In den USA oder in Australien seien es sogar 40 Prozent.
Übergewicht als Kind und Adipositas als Erwachsener
Die Rostocker Universitätsmedizinerin wies darauf hin, dass im Kindes- und Jugendalter Verhaltensweisen und biologische Mechanismen für das gesamte Leben aufgebaut würden. Oft würden Kinder mit Übergewicht später eine Adipositas entwickeln. In Deutschland etwa habe jeder zweite Erwachsene Übergewicht oder eine Fettleibigkeit.
Die "Liste der gesundheitlichen und emotionalen Folgeerscheinungen" sei lang, betonte Seidler. Erschreckend sei, dass zum Beispiel Typ 2-Diabetes, früher Altersdiabetes genannt, mittlerweile schon bei Jugendlichen vorkomme. "Wir sehen Erkrankungen von Herz und Kreislauf, des Bewegungsapparats, Störungshormonhaushalts, aber auch emotionale und Verhaltensprobleme, reduzierte Lernerfolge, Mobbing."
"Gesundes Umfeld" und "Zuckersteuer"
Seidler zufolge bräuchten bei einem "gesunden Umfeld" Kinder und Jugendliche sowie ihre Eltern nicht jeden Tag bewusste Entscheidungen für ihre Gesundheit treffen. Eine gesunde Lebensweise würde hier "automatisch erfolgen". Als Beispiel nannte die Medizinerin eine "Zuckersteuer", durch die ungesunde Lebensmittel teurer und gesunde billiger würden. Wichtig sei zudem ein gesundes und attraktives Schul- und Kita-Essen.
Auch aktive und sichere Schulwege, auf denen Kinder zu Fuß oder mit dem Fahrrad in die Schule kommen könnten, würden zu einem "gesunden Umfeld" gehören.
MDR
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