Wie Frauenhass in den Sozialen Medien der Gesellschaft schadet
- "Masculinity Influencer" haben im Netz viele Follower. Sie verbreiten frauenfeindliche Botschaften.
- Sie propagieren, dass die Gleichberechtigung zu weit gehe. Auch anderswo im Netz sind Frauen von Beleidigungen, Pornographie und Spionage bedroht.
- Patriarchale Strukturen fördern diese Probleme. Aber auch die Algorithmen der Sozialen Medien reproduzieren derartige Inhalte.
Der Influencer "bachelor bby" hat bei Youtube über 85.000 Abonnenten. Bei Tiktok über 200.000 Follower. Und er verbreitet Weisheiten wie diese: "Girls, die gut aussehen, werden auf Yachts eingeladen. Um als Mann auf eine Yacht eingeladen zu werden, muss der fame sein, sehr reich sein, sehr hilfreich für einen reichen Typ sein oder selber eine Yacht besitzen."
Maskuline Influencer: Misogyne Botschaften auf Youtube und TikTok
Außerdem erklärt er, wie Mann zu sein hat, um Erfolg zu haben und damit Anerkennung: vor allem von anderen Männern.
Dominik Hammer vom Institute for Strategic Dialoge hat beim Projekt "Mapping the GerManosphere" Frauenhass im deutschsprachigen Internet analysiert. Er sagt: die Followerzahlen solcher Influencer gehen über den fünf- bis sechsstelligen Bereich.
International gebe es Studien, wonach jeder zweite Mann solchen Inhalten folge, berichtet Hammer: "Das ist schon etwas, was ein Breitenphänomen zu sein scheint. Und einer der Gründe dafür ist vermutlich diese neue Figur des "Masculinity Influencers", die das häufig verbinden mit Fitness und Wellnesstipps und die ihre misogynen und sexistischen Botschaften damit anschlussfähig machen."
These der Influencer: Männer werden vom Feminismus unterdrückt
Die Methoden und Inhalte seien unterschiedlich, die Grundannahme aber immer gleich – dass die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern zu weit gegangen sei, dass es eine feministisch dominierte Gesellschaft gebe und dass Männer in der modernen Gesellschaft unterdrückt würden.
Männer stünden also wider der vermeintlich natürlichen Ordnung in einem Konkurrenzkampf mit Frauen. Die Lösung ist altbewährt: Frauen abwerten, um sich selbst aufzuwerten.
Hass im Netz gegen Frauen: Beleidigungen, Pornos, Spionage
Frauenrechte werden so wieder in Frage gestellt und Gewalt gegen Frauen normalisiert, sagt Anna-Lena von Hodenberg, Geschäftsführerin von Hate Aid: "Das sieht man daran, dass es in den sozialen Medien es plötzlich wieder en vogue ist, Frauen direkt sexualisiert zu beleidigen. Wir sehen es am Anstieg der häuslichen Gewalt."
In den sozialen Medien ist es plötzlich wieder en vogue, Frauen direkt sexualisiert zu beleidigen.
Aber auch in Sachen digitale Gewalt gebe es neue Methoden, berichtet von Hodenberg: "Wir sehen, dass neue Gewaltformen gegen Frauen im Internet hochkommen, wie zum Beispiel Deepfake-Pornographie, sogenanntes revenge porn oder auch Spyware auf Handys von Frauen, um die Frauen zu kontrollieren."
Patriarchale Strukturen: Männer müssen Gegenbilder setzen
Bei den Opfern löse das Angst, Scham, Kontrollverlust, soziale Isolation, Depressionen und langfristige Vertrauensverluste aus, heißt es beim BKA.
Jörg Gartenholz von der Landesarbeitsgemeinschaft Jungen und Männerarbeit Sachsen sagt: Diese Inhalte stießen hierzulande auf einen immer noch sehr patriarchalen, fruchtbaren Boden. Deswegen seien besonders Männer in der Verantwortung: "Und da ist es dann durchaus wichtig, Wiederrede zu geben und das ganze nicht auch noch zu stützen, zu füttern, sondern Gegenbilder in die Welt zu setzen."
Gesetze zum Schutz von Frauen nicht ausreichend
Es brauche aber auch bessere Gesetze, so Anna-Lena von Hodenberg von Hate Aid. Die Erstellung und Verbreitung sexueller Deep Fakes zum Beispiel sei noch immer nicht strafbar.
Und: noch immer würden Frauen hierzulande in ihren Erfahrungen nicht ernst genug genommen – ob online oder offline: "Aber eigentlich ist das nichts, was wir national lösen können. Sondern frauenfeindliche Gewalt verbreitet sich auf den großen sozialen Medien, weil diese das zulassen."
Studien: Algorithmen fördern frauenfeindliche Inhalte
Mittlerweile belegen viele Studien, darunter vom University College London, dass die sozialen Plattformen gezielt frauenfeindliche und immer extremere Inhalte in die Timeline spülen, getarnt als Unterhaltung. Der Empfehlungsalgorithmus wiederum erhöht die Anzahl dieser Inhalte. Und das innerhalb weniger Tage.
All das könnte auf den sozialen Medien verhindert werden. Anna-Lena von Hodenberg sieht dabei die Plattformen selbst in der Pflicht. Entsprechende Regeln müssten durchgesetzt werden.
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