Magdeburger Mediziner bringen IgG4-Patient mit CAR-T-Zelltherapie ins Leben zurück
Mit einer hochentwickelten Form der Immuntherapie ist es einem Team der Universitätsmedizin Magdeburg gelungen, eine sogenannte IgG4-assoziierte Erkrankung eines Patienten langfristig unter Kontrolle zu bringen. Bei dieser extrem seltenen Autoimmunerkrankung erkennt das Immunsystem körpereigene Strukturen fälschlicherweise als "fremd" und greift sie an. Die Folge sind Entzündungen und Narben in Organen, die zu einem irreversiblen Verlust der Organfunktionen führen können. Im konkreten Fall eines Patienten in Magdeburg waren unter anderem die Gallengänge, die Lunge, die Bauchspeicheldrüse und die großen Bauchgefäße betroffen.
Körpereigene T-Zellen im Labor modifiziert
Nachdem der Patient über zehn Jahre mit konventionellen Methoden stabilisiert wurde, ohne die Krankheit aufzuhalten, entschloss sich das Team unter Leitung der Professoren Verena Keitel-Anselmino und Dimitrios Mougiakakos zum Einsatz der aus der Krebsbekämpfung bekannten CAR-T-Zelltherapie. Dabei werden dem Patienten körpereigene Abwehrzellen, sogenannte T-Zellen, entnommen. Diese werden im Labor gentechnisch so verändert, dass sie krankheitsverursachende Zellen gezielt erkennen und ausschalten können. Danach werden die modifizierten "CAR-T-Zellen" dem Patienten zurückgegeben, um sich in seinem Körper zu vermehren und krankheitsverursachende Zellen zu zerstören.
Nach einem Jahr ohne aktive Entzündungen
Mit dieser hochspezialisierten Zelltherapie wurden nach Angaben der Universitätsmedizin Magdeburg in den vergangenen Jahren schon mehrere Patienten mit schwer behandelbaren Autoimmunerkrankungen behandelt. Auch bei dem IgG4-Patienten war die CAR-T-Behandlung erfolgreich. Ein Jahr nach der Therapie hat der Patient "keine aktiven Entzündungszeichen mehr und benötigt keine dauerhaften Medikamente zur Unterdrückung des Immunsystems", teilte die Unimedizin mit. Die Lebensqualität des Mannes habe sich "deutlich verbessert", sogar längere Reisen könne er wieder unternehmen.
Das Gelände des "Neuen Campus Zentralklinikum" der Universitätsmedizin Magdeburg.Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Peter Gercke
Potential für grundlegend neue Behandlung
Über den Therapieerfolg berichtete das Team um Keitel-Anselmino und Mougiakakos in seiner kürzlich im Journal of Hepatology erschienenen Studie. Nach Angaben von Studien-Erstautorin Keitel-Anselmino ist ein solcher Verlauf in dieser schwer behandelbaren Situation außergewöhnlich: "Mit konventionellen Therapien hätten wir dieses Ausmaß und diese Nachhaltigkeit der Krankheitskontrolle zum damaligen Zeitpunkt nicht erreichen können. Diese Arbeit hat das Potenzial, die zukünftige Behandlung solcher Patientinnen und Patienten grundlegend zu verändern."
Weltweit gibt es nach Angaben der Magdeburger Mediziner bislang nur einen weiteren Bericht aus China über den Einsatz von CAR-T-Zellen bei IgG4-assoziierten Erkrankungen.
Links/Studien
idw (dn)
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke