Dresden, Halle, Jena und Leipzig: Ab sofort Exzellenz-Forschung an vier Unis in Mitteldeutschland
Statt zwei gehören nun vier Universitäten in Mitteldeutschland zum Reigen der deutschen Spitzenforschung. Wie die Exzellenzkommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft heute bekanntgab, gehören nun auch Forschungscluster der Universitäten in Leipzig sowie – im Rahmen eines Forschungsverbunds – der Uni Halle-Wittenberg zur Liste der Exzellenzuniversitäten. An den Universitäten in Jena und Dresden werden bestehende Cluster weiter und jeweils ein neues gefördert. Dresden ist zudem an einem weiteren neuen Forschungscluster beteiligt.
Geldspritze für Spitzenforschung
539 Millionen Euro stehen der Spitzenforschung jährlich zusätzlich zur Verfügung. Aufgeteilt wird das Geld auf 45 bestehende und 25 neue Projekte und Universitäten in ganz Deutschland. Die Entscheidung wurde von den Forschungsministerien von Bund und Ländern und einer Kommission von internationalen Fachleuten nach einem mehrstufigen Auswahlverfahren getroffen.
Exzellenzcluster in Sachsen:
- Physik des Lebens: Die dynamische Organisation lebender Materie (PoL) (TU Dresden)
- Verantwortungsvolle Elektronik im Zeitalter des Klimawandels (TU Dresden)
- Zentrum für taktiles Internet mit Mensch-Maschine- Interaktion (CeTI) (TU Dresden)
- Leipzig Centrum für Metabolismus (LeiCeM) – Stoffwechselgesundheit verstehen und verbessern
- CARE: Klimaneutrales und ressourceneffizientes Bauen (TU Dresden, Beteiligung)
- Komplexität, Topologie und Dynamik in Quantenmaterialien (ctd.qmat) (TU Dresden, Beteiligung)
Exzellenzcluster in Sachsen-Anhalt:
- Zentrum für Chirale Elektronik (Uni Halle-Wittenberg, Beteiligung)
Exzellenzcluster in Thüringen:
- Gleichgewicht im Mikroversum (Uni Jena)
- Imaginamics. Praktiken und Dynamiken sozialen Imaginierens
Initiative für die besten Köpfe und Ideen in der Forschung
Vor genau zwanzig Jahren riefen Bund und Länder gemeinsam mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft die Exzellenz-Initiative ins Leben: 2005 wollte die Politik die hiesigen Universitäten im globalen Wettbewerb um die besten Ideen und Köpfe unterstützen und Deutschland als Standort internationaler Spitzenforschung stärken.
Später wurde die Initiative verstetigt und zur Strategie erhoben. In einer ersten Förderrunde wurden 57 Forschungsprojekte und Universitäten zur Exzellenz gekürt: Zu den Projekten und Einrichtungen zählen das Karlsruher Institut für Technologie, die Freie Universität Berlin und in Mitteldeutschland die Technische Universität Dresden.
Neue Elektronik aus Halle
Das in Halle geförderte "Center for Chiral Electronics" beschäftigt sich laut Sachsen-Anhalts Wissenschaftsministerium mit neuen Materialien und Konzepten für ultraschnelle, energieeffiziente Elektronik. Es handelt sich um ein Gemeinschaftsprojekt der Freien Universität Berlin, der Universität Regensburg und dem Max-Planck-Institut für Mikrostrukturphysik in Halle.
Sachsen-Anhalts Wissenschaftsminister Armin Willingmann (SPD) erklärte, der Erfolg der Universität Halle sei ein großartiges Ausrufezeichen für das Bundesland. "Wir dürfen uns für die Forschung im Lande wichtige Impulse erhoffen – und für die internationale Wahrnehmung der Wissenschaft in Ostdeutschland größere Aufmerksamkeit."
Dass die Mittel nun gerade in die Materialwissenschaften fließen, lobte MLU-Rektorin Claudia Becker, da dieser Bereich in den vergangenen Jahren konsequent ausgebaut wurde. „Das wird nun durch die Exzellenzförderung belohnt.“ Die Universität werde aber auch als Ganzes von der Förderung profitieren und ihren internationalen Ruf ausbauen.
Leipzig auf der Spur der Volkskrankheiten
Mit dem "Leipzig Center of Metabolism" (LeiCeM) will die Universität Leipzig nach eigenen Angaben ein starkes Zeichen für die medizinische Forschung der Zukunft setzen. Das Zentrum soll sich der Erforschung und Behandlung weitverbreiteter Stoffwechselerkrankungen wie Adipositas, Diabetes mellitus und Fettlebererkrankung widmen. Alles Krankheiten, die häufig mit schweren Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Nieren- und Leberinsuffizienz sowie neurodegenerativen Erkrankungen einhergehen, so die Uni. "Es wird ein klinisches Forschungszentrum entstehen, in Kooperation mit dem Universitätsklinikum und dem Herzzentrum Leipzig sowie fünf Max-Planck-, Helmholtz- und Fraunhofer-Instituten", erklärt die die Rektorin der Universität Leipzig, Prof. Dr. Eva Inés Obergfell.
"Aus ersten Überlegungen und buchstäblich Skizzen mit Bleistift entstanden ein wunderbares Team, unglaublich gute Ideen und geniale Verknüpfungen exzellent besetzter Leipziger Wissenschaftsfelder", beschreibt LeiCeM-Sprecher Prof. Dr. Michael Stumvoll den Werdegang. "Den Charme unseres Pakets mit echtem Fortschritt in der klinischen Stoffwechselmedizin erkannten Gutachter:innen und Entscheider:innen offenbar ebenfalls."
IPK Gatersleben gelingt Wiedereinzug in deutsche Forschungselite
Jenseits der Uni Halle gab es in Sachsen-Anhalt auch für das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) aus Gatersleben (Salzlandkreis) Grund zur Freude. Bereits seit 2019 wird dort das Exzellenz-Cluster "CEPLAS“ gefördert, das nun weitere sieben Jahre finanziell unterstützt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des IPK arbeiten unter Federführung der Universitäten Düsseldorf und Köln gemeinsam mit Forschenden des Forschungszentrums Jülich sowie dem Max-Planck-Institut für Pflanzenzüchtungsforschung (Köln) an der Entwicklung von Pflanzen mit neuartigen Eigenschaften und verbesserter Anpassung an sich wandelnde Umweltbedingungen.
Exzellentes Dresden: Quanten und dem Leben selbst auf der Spur
Eines der exzellenten Forschungsprojekte in Dresden beschäftigt sich mit der Komplexität von Materialien in der Quantenwelt. Forschende wollen dabei die Informationstechnologie auf eine neue Basis stellen: Quantenchips sollen bisherige Technologien ersetzen und die Grundlage für schnellere und energiesparendere Rechner werden. Dafür entwickeln die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ganz neue Materialien und Wege, um Daten zu verarbeiten.
Noch grundlegender wird es in einem anderen Forschungscluster der TU Dresden: Das Projekt "Physik des Lebens" will das Verständnis über lebende Zellen und ihre Selbstorganisation vertiefen und dabei die Forschungsgrenzen zwischen Physik und Biologie überwinden.
Exzellenz in Jena fragt: Wer herrscht im Geheimen über die Welt?
Neben der TU Dresden wurde auch die Friedrich-Schiller-Universität Jena in der ersten Runde der Exzellenzprojekte gefördert: Im Projekt "Balance of the Microverse" versuchen die Forschenden seit 2019 die Welt der Mikroorganismen und ihren maßgeblichen Einfluss auf Gesundheit und Krankheiten besser zu verstehen. So wollen sie medizinische Anwendungen verbessern.
Neu den Zuschlag erhalten hat der Exzellenzcluster "Imaginamics". Darin geht es um die Erforschung von Konflikt- und Debattenkultur im aktuellen gesellschaftlichen Zusammenleben.
Bewerbung um Exzellenzuniversität folgt
"Thüringen ist Doppelt-Exzellent - das ist ein Meilenstein für unseren Thüringer Wissenschaftsstandort", sagte Bildungsminister Christian Tischner (CDU) der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. "Thüringen wird durch die beiden Cluster wachsen - nicht nur in Rankings, sondern in gesellschaftlicher Relevanz und wissenschaftlicher Exzellenz."
Noch in diesem Jahr solle nun der Antrag auf den Status als Exzellenzuniversität auf den Weg gebracht werden, erklärte die Hochschule in Jena
Links/Studien
Mehr Informationen zur Exzellenzstrategie finden sich auf der Website des Bundesforschungsministeriums.
mf, flo, gp, dpa
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