Kosmos Chemnitz: Publikumsrekord beim Ausnahmefestival
- Das Kosmos Chemnitz will Diskussionsräume bieten, u.a. über die Rolle der Clubkultur.
- Ein musikalisches Highlight ist der Auftritt der Chemnitzer Indie-Pop-Band Blond gemeinsam mit der Robert-Schumann-Philharmonie.
- Noch ist unklar, wie das Kosmos Chemnitz im kommenden Jahr finanziert wird.
Ein Rekord: 100.000 Menschen haben am Wochenende das Festival Kosmos in Chemnitz besucht. Nachdem es im vergangenen Jahr ungefähr 70.000 Menschen waren, ist das Festival um knapp 50 Prozent gewachsen, wie Sprecher Ernesto Uhlmann im Gespräch mit MDR KULTUR erklärt. Allerdings fand das Kosmos weged des Kulturhauptstadtjahres zum ersten Mal an drei Tagen statt.
Festival zwischen Hoch-, Diskussions- und Popkultur
Wie Uhlmann vermutet, hätten sich die beiden Events auch gegenseitig ergänzt: Für viele Menschen sei das Festival eine ideale Gelegenheit, um die Europäische Kulturhauptstadt zu besuchen. Als eines der Highlights konnten so nochmal ein anderes Publikum erreicht werden. Außerdem seien so neue Formen europäischer Zusammenarbeit möglich geworden.

Das Team sei vor allem davon begeistert, dass alle Aspekte des Festivals gut angenommen worden sein. Auch 2025 gliederte sich das Kosmos Festival in fünf thematische Bereiche: Musik von Pop bis Experimentell zeigte die klangliche Vielfalt aus Chemnitz, Deutschland und Europa. In Workshops, Panels und Ausstellungen wurden gesellschaftliche Fragen diskutiert. Performative Kunstformate bespielten den öffentlichen Raum mit Installationen und Theater. Es gab sportliche Mitmachaktionen, Tanz und neuen Bewegungsformate. Unternehmen und Initiativen luden zum Austausch über wirtschaftliche und gesellschaftliche Zukunftsvisionen ein.
Diskussionraum über die Rolle der Clubkultur
Therese Morich alias DJ Tereza engagiert sich für die United Club Convention. Initiiert durch den legendären Chemnitzer Club Atomino, der seit 1999 fester Bestandteil der Chemnitzer Kulturszene ist, wollte das Kulturhauptstadtprojekt auf dem Kosmos zeigen, wie verbindend Clubkultur ist – auch über Generationen hinweg. Ein Highlight gab es dazu bereits im Mai, als die älteste DJ Europas, die 86-jährige DJ Vika aus Polen, zu Gast in Chemnitz war.

Für Therese sind Clubs Räume "für Begegnungen, für sozialen Austausch, gerade in so einer Stadt wie Chemnitz". Die Gruppe, die sich in Clubs treffe, sei heterogen. Das bringe Austausch, aber auch Reibungspunkte, die wichtig seien "in einer Welt, die immer digitaler" werde, so die Künstlerin, die auch international als DJ auftritt.
Begegnungsraum für Menschen unterschiedlicher Kulturen
Um Begegnungen ging es beim Kosmos aber nicht nur in den Clubs. Thomas Höppner leitet den Verein "Start with a Friend", kurz SwaF, in Chemnitz. "Menschen, die nach Chemnitz kommen, haben es ja oft schwer Anschluss zu finden. Und da ist unser Verein da, steht mit Chemnitzern parat, alles auf Augenhöhe, um die Stadt gemeinsam zu erkunden und vielleicht im besten Fall Freunde zu werden", erklärte Thomas Höppner die Idee hinter SwaF. Der Verein hat am Samstag beim sogenannten "Speedfriending" versucht, Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen auf dem Kosmos zusammenzubringen.

Erlebnisraum für Kinder und Jugendliche
Das Kosmos richtete sich aber nicht nur an Erwachsene, sondern bot auch Programm für Kinder und Jugendliche an. Gerade sie sollten mitdiskutieren, wie die Zukunft in Chemnitz aussehen kann.

"Es geht einfach darum, dass Chemnitz auch ein attraktiver Ort sein soll für junge Menschen", sagt Jule Eretier vom Jule Eretier vom Projekt "enter - Junge Kulturregion Chemnitz". Dabei gehe es auch um Bleibeperspektiven. Die Arbeit des Projektes knüpfe daran auch auf dem Kosmos zum Beispiel mit dem Format "pizza alla cultura" an. Dabei konnte man auf spielerische Art und Weise über die Zukunft von Chemnitz mitdiskutieren und nebenbei Pizza essen.
Konzert von Blond und der Robert-Schumann-Philharmonie
Im Rahmen des Festivals spielte die Chemnitzer Indie-Pop-Band Blond rund um die Schwestern Nina und Lotta Kummer gemeinsam mit der Robert-Schumann-Philharmonie auf dem Theaterplatz in Chemnitz.

Im Interview mit dem MDR sagten Nina und Lotta Kummer vorab, sie hätten sich immer gefragt, wie es aussehen könnte, wenn sie mal wieder in ihrer Heimatstadt Chemnitz spielen. Ihnen sei wichtig gewesen, dass es etwas Besonderes ist und nicht einfach nur ein Blond-Konzert. "Und so kam dann die Idee mit dem Kosmos Chemnitz zusammen, ob wir nicht einfach mit einem Orchester, also mit der Robert-Schumann-Philharmonie, ein Konzert auf die Beine stellen wollen", so Blond.
Unsere Träume wurden wahr. Wir können das jetzt endlich präsentieren.
Finanzierung des Kosmos 2026 noch unklar
Doch wie geht es im kommenden Jahr weiter? Über die Zukunft des Kosmos wird derzeit im sogenannten "Legacy-Prozess" beraten. Dabei geht es um das Vermächtnis der Kulturhauptstadt, und darum wie die Projekte langfristig in Chemnitz etabliert werden können. Seitens der Stadt heißt es, Chemnitz plädiere dafür, "dass das Kosmos auch nach dem Kulturhauptstadtjahr einen Platz im Veranstaltungskalender der Stadt findet“. Die Dimension und der Umfang von diesem Jahr, könne "jedoch nicht der Maßstab für die kommenden Jahre sein“.
Die Frage dahinter: Wer gibt das Geld für das, was nach dem Kulturhauptstadtjahr kommt, wenn im Haushalt von Chemnitz für 2026 ein Loch von 113 Millionen Euro klafft? Laut Stadt ist noch unklar, wo das Kosmos angesiedelt wird, "in welcher Gesellschaft, ob es vielleicht ein Teil der Legacy-GmbH, die es irgendwann mal geben kann, sein wird, oder ob das eine andere Gesellschaft ist", so Sprecherin der Stadt Chemnitz, Anne Gottschalk.
Für das Veranstaltungsteam des Festivals sprechen die diesjährigen Publikumszahlen für das Festival: Es sei ein Zeichen, wie etabliert die Veranstaltung sei. Die Menschen in und um Chemnitz würden ein großes Interesse an einem Ort wie dem Kosmos haben.
"Kosmos ist ein 'all eyes on us'-Moment"
Die Chemnitzer Tänzerin Melanie Weber sagte im Gespräch mit MDR KULTUR, das Kosmos sei für Chemnitz ein "all eyes on us"-Moment. Nicht nur andere Städte, sondern auch Entscheiderinnen und Entscheider über die Zukunft des Festivals hätten in diesem Jahr wieder auf das Kosmos geblickt. Für Melanie Weber stelle sich daher die Frage: "Was bleibt hängen und bleiben wir im Gedächtnis?" Daher empfand sie das diesjährige Festival als eine Art "Vorarbeit" für 2026.

Melanie Weber arbeitet für den "Room Hip Hop Spot" in Chemnitz. Das Tanzstudio veranstaltet am Samstag in der Bergstraße den Kosmos Jam. Dabei gehe es um "Tanz-Battles, Showcases und die Chance, einfach mitzutanzen".
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