Lehrervertreter fordern verbesserte Überstundenregeln
- Aufsichten, Klassenfahrten, Wandertage oder auch die Kontrolle von Abiturprüfungen – sind in Sachsen-Anhalt und Thüringen schwer abzurechnen.
- Landesrechnungshof fordert elektronische Erfassung der Stunden.
- Großzügigerer Umgang mit Überstunden in Sachsen.
Frust hat sich breit gemacht, nicht nur unter den Lehrern in Sachsen-Anhalt, sondern auch in Thüringen, sagt Tim Reukauf vom Thüringer Lehrerverband. Denn in Thüringen ist die Regelung ähnlich wie in Sachsen-Anhalt: Eine Überstunde bekommen Lehrer nur dann als sogenannte Mehrarbeit bezahlt, wenn es sich um eine Vertretung handelt.
Damit seien "Aufsichten, Klassenfahrten, Wandertage oder auch die Kontrolle von Abiturprüfungen von besonderen Leistungsfeststellungen von Leistungskontrollen, die man in aller Regel als Lehrkraft zu Hause durchführt, grundsätzlich auch in Thüringen nicht mehrarbeitsfähig."
Ministerin verdächtig Lehrkräfte der Schummelei
In Sachsen-Anhalt führte das in der vergangenen Woche zu einem Eklat. Bildungsministerin Eva Feußner verdächtigte die Lehrkräfte an 49 Schulen der Schummelei. Überstunden seien falsch abgerechnet worden. Dienstrechtliche Konsequenzen würden geprüft.
Eine Angelegenheit, die auch den Landesrechnungshof interessiert. Eine Überprüfung gab es noch nicht, so Sprecher Frank Düsekow. Jedoch sei das System zu kompliziert – und das Land bei der Digitalisierung zu träge. "Es gibt ja nicht nur Mehr- und Minderstunden, sondern auch Abminderungsstunden, Zusatzstunden. Und wenn man das alles zusammen nimmt, dann schreit das System ja förmlich nach einer elektronischen Erfassung der geleisteten Stunden", so Düsekow.
Landesrechnungshof für einheitliche Lösung
Der Landesrechnungshof hält Düsekow zufolge eine verbindliche Landeslösung für sinnvoll. "Die Anschaffung einer Software sollte geprüft werden." Und diese Software müsse man an den ständig veränderten rechtlichen Grundlagen anpassen können.
In Sachsen-Anhalt und Thüringen gibt es aus Sicht der Lehrer Verbesserungsbedarf. Zumal in Thüringen noch hinzu kommt, dass Lehrer erst ab der dritten Überstunde im Monat dafür bezahlt werden. "Wir wollen eine deutliche Erweiterung des Mehrarbeitsbegriffs", meint Tim Reukauf vom Thüringer Lehrerverband. Möglich und sinnvoll sei grundsätzlich zu schauen, "dass beispielsweise auch Aufsicht bei Abiturprüfungen, bei Kolloquien – alles das, was ich sehen kann –, dass ich das auch abrechnen kann. Dann wären wir einen großen Schritt weiter".
In Sachsen sind die Überstundenregelungen großzügiger
In Sachsen dagegen sind die Überstundenregelungen großzügiger. Überstunden auf Klassenfahrt werden ausgeglichen oder bezahlt, sagt Burkhardt Naumann von der Gewerkschaft Erziehung Wissenschaft: "Gerade bei Sportfesten gibt es da immer mal wieder Streit. Ich habe zum Beispiel an diesem Tag nur zwei Unterrichtsstunden zu halten, bin aber den ganzen Tag im Einsatz. Werden dann jetzt aber nur meine zwei Unterrichtsstunden als gehalten angerechnet?"
Das sorge immer wieder für Auseinandersetzung. "Deshalb fordern wir eine Arbeitszeiterfassung für Lehrkräfte, damit die Überstunden auch endlich mal abgegolten werden können", so Naumann. In Sachsen hat der Landesrechnungshof die Abrechnung der Überstunden aus dem zurückliegenden Schuljahr übrigens überprüft. In wenigen Tagen will er die Ergebnisse vorstellen.
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