Mitarbeiter der Uni Jena sollen antisemitische Beiträge zugelassen haben - Veranstalter widersprechen
Nach einer Veranstaltung an der Universität Jena zur Lage des Gesundheitssystems in Gaza gibt es Kritik. Der Antisemitismus-Beauftragte der Uni Jena, Thomas Kessler, sagte, Teile des Vortrags und viele Beiträge aus dem Publikum seien eindeutig antisemitisch gewesen. Die Veranstaltung fand am vergangenen Donnerstag in den Räumen der Evangelischen Studierendengemeinde statt.

Antisemitismus-Beauftragter verlässt Veranstaltung
Den Israelis sei dort ein "aggressiver Charakter" unterstellt worden. "In Bezug auf jede andere Gruppe hätte man das als rassistisch bezeichnet", so Kessler weiter. "Die Hamas wurde dagegen als Befreiungsarmee gefeiert." Der Antisemitismus-Beauftragte verließ die Veranstaltung nach eigener Darstellung vorzeitig, nachdem er wiederholt vom Publikum unterbrochen wurde.
Der Vortragsabend war von den Universitäts-Professoren Michael Börsch, Martin Leiner und Hendrik Süß organisiert worden. Leiner ist Professor für Systematische Theologie und Ethik und steht dem Jenaer Zentrum für Versöhnungsforschung vor. Eingeladen war der Kinderarzt und Aktivist Qassem Massri mit einem Vortrag unter dem Titel "Die Zerstörung des Gesundheitssystems in Gaza".
Veranstalter weisen Vorwürfe zurück
Die Veranstalter wiesen am Mittwoch die Vorwürfe des Antisemitismus als haltlos zurück. Bei der Veranstaltung seien unterschiedliche Perspektiven zu Wort gekommen, darunter auch kritische, erklärten sie.
Niemand sei von der Veranstaltung ausgeschlossen worden. Es habe sich gezeigt, dass Zuhören und Diskutieren zu einem tieferen Verständnis führen könne, gerade auch bei kontroversen Themen.

Vorwürfe gegen Referenten Massri
Die Jüdische Allianz Mitteldeutschland (JAM) und das Junge Forum Jena der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) hatten zuerst über einen antisemitischen Charakter der Gaza-Veranstaltung berichtet. Sie werfen den Universitäts-Mitarbeitern vor, antisemitischer Hetze eine Bühne geboten zu haben.
So soll Referent Massri in seinem Vortrag behauptet haben, dass die israelische Armee aus niederträchtigen Motiven so viele Palästinenser wie möglich töten würde, einen Genozid begehe und einen Vernichtungskrieg führe.
Die Palästinenser würden den Preis für den Holocaust zahlen und damit zu sekundären Opfern des Nationalsozialismus, wird Massri weiter zitiert. Hinweise darauf, dass die Hamas systematisch Krankenhäuser und andere zivile Infrastrukturen für militärische Zwecke verwende, seien geleugnet worden.
JAM und Jungem Forum fordern von den Veranstaltern, sich nachträglich öffentlich von der Veranstaltung zu distanzieren. Sie hätten bei keinem der antisemitischen Beiträge, sei es im Vortrag oder anschließend aus dem Publikum, interveniert oder wenigstens mäßigend eingegriffen, so der Vorwurf.

Videomitschnitt soll veröffentlicht werden
In ihrer gemeinsamen Erklärung widersprechen Börsch, Leiner und Süß dieser Darstellung. Massri habe nicht nur die Zerstörung der Krankenhäuser durch die israelische Armee anhand von Daten und Zahlen dokumentiert. Er habe auch Einblicke in den Alltag von Ärzten, Rettungs- und Pflegekräften geliefert, die täglich gegen den Tod kämpfen. Die Veranstalter wollen nun die aufgezeichnete Veranstaltung auswerten und im Internet veröffentlichen.
Weiter teilten sie mit, dass weder die Universität noch das Uni-Klinikum Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt habe. Ursprünglich sei die Veranstaltung am Universitätsklinikum Jena (UKJ) geplant worden. Der zugesagte Raum sei kurzfristig auf Anweisung des UKJ-Vorstands wegen des Themas wieder entzogen worden, so der Vorwurf. Die Evangelische Studierendengemeinde habe dann Räume zur Verfügung gestellt. "Wir bedauern es sehr, dass diese Veranstaltung angesichts der aktuellen Lage an einer Universität keinen Platz finden soll."
MDR (one/co/lou/caf)
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