Sexualisierte Gewalt in der DDR: Studie untersucht Zwangseinweisung von Frauen in Dresdner Klinik
Ohne jeglichen richterlichen Beschluss wurden damals die "unangepassten" Mädchen und Frauen, die sich nach DDR-Maßstäben "sexuell auffällig" verhielten oder von der Norm abwichen, in die geschlossenen Stationen gebracht, wo sie medizinisch überwacht und zum Teil systematisch misshandelt wurden.
Neben geschlossenen Venerologischen Stationen in Berlin, Erfurt, Leipzig oder Gera gab es eine solche auch in Dresden. Diese war von 1961 bis 1976 im damaligen Bezirkskrankenhaus Dresden-Friedrichstadt untergebracht, heute Städtisches Klinikum Dresden, Standort Friedrichstadt.
Die Rolle der Medizin im DDR-Repressionssystem
Um die Geschichte dieser Station medizin- und sozialhistorisch aufzuarbeiten, analysierte Maximilian Schochow, Professor für Medizinpädagogik an der SRH University, gemeinsam mit Florian Steger, Universitätsprofessor und Direktor des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Universität Ulm, rund 220 Patientinnen-Akten aus dem Jahr 1969. Unterstützt wurden sie dabei vom Stadtarchiv Dresden.
"Die Medizin wurde in der DDR in Teilen als Instrument zur sozialen Kontrolle missbraucht", sagt Schochow. "Solche historischen Missstände müssen aufgearbeitet werden – auch, um heutige Gesundheitssysteme sensibel für Machtverhältnisse und strukturelle Ausgrenzung zu machen."
Wanderausstellung gibt Einblicke in die "Tripperburgen"
Die Ergebnisse der Studie wurden im Juni im Städtischen Klinikum Dresden präsentiert. Zudem gibt es noch bis zum 4. Juli 2025 die Wanderausstellung "Einweisungsgrund: Herumtreiberei – Disziplinierung in Venerologischen Stationen und Spezialheimen der DDR" am Campus Gera der SRH University zu sehen. Neben zeithistorischen Fotos und Quellen werden dort auch Interview-Ausschnitte von Betroffenen sowie Expertinnen und Experten zum Thema gezeigt, um die staatliche Repression gegen Mädchen und Frauen in der DDR zu dokumentieren.
Weitere Stationen sind für 2025 dann in Rostock, Berlin und Dresden geplant.
pm
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