Wie gut fühlen sich die Menschen in Deutschland wirklich? Neue Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) zeigen: Das psychische Wohlbefinden ist bei einem großen Teil der Bevölkerung eher niedrig – besonders unter jungen Erwachsenen. In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen stuften fast 38 Prozent ihr psychisches Wohlbefinden als gering ein, während nur 5,1 Prozent angaben, sich dauerhaft gut zu fühlen.

Der Trend ist eindeutig: Mit zunehmendem Alter sinkt der Anteil derer, die sich schlecht fühlen – und der Anteil derer, die sich psychisch stark fühlen, steigt. Die stabilste Gruppe ist die der 65- bis 79-Jährigen: Dort berichten 18,3 Prozent von hohem Wohlbefinden, nur 17,2 Prozent gaben ein niedriges an. Erst im hohen Alter ab 80 Jahren steigt der Anteil mit niedrigem Wohlbefinden wieder deutlich.

Regionale Unterschiede: Osten schneidet besser ab

Doch nicht nur das Alter spielt eine Rolle. Auch zwischen den Bundesländern zeigen sich klare Unterschiede. In einer bundesweiten Befragung bewerteten die Menschen in den meisten ostdeutschen Ländern ihr psychisches Wohlbefinden deutlich besser als in großen Teilen des Westens.

Diese Tendenz lässt sich nicht allein mit dem höheren Altersdurchschnitt im Osten erklären, denn sie blieb – leicht abgeschwächt – auch nach einer statistischen Altersstandardisierung, durch die die Bundesländer besser vergleichbar sind, bestehen. Diese Altersstandardisierung eingerechnet, gaben in Mecklenburg-Vorpommern 13,9 Prozent der Menschen an, ein hohes psychisches Wohlbefinden zu haben – Bestwert in Deutschland. Dahinter folgen mit Sachsen (13,1), Sachsen-Anhalt (12,6) und Thüringen (11,8) drei weitere ostdeutsche Länder. Schlusslicht ist Hessen mit 8,2 Prozent.

Niedrigstes Wohlbefinden im Saarland

Besonders auffällig: Die beiden Stadtstaaten Bremen und Berlin gehören zu den Bundesländern mit den höchsten Werten beim niedrigen psychischen Wohlbefinden. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Experten vermuten, dass soziale Isolation, hohe Lebenshaltungskosten oder Wohnungsnot in urbanen Regionen eine Rolle spielen. Ländlichere Gegenden mit stärkerem Gemeinschaftsgefühl und weniger Stressfaktoren könnten demgegenüber stabilisierend wirken. Dagegen spricht allerdings, dass die Werte im Saarland noch höher sind. Dort findet man 34,7 Prozent der Bevölkerung mit einem niedrigen Wohlbefinden.

Im Osten ist die Lage nicht so homogen wie beim hohen Wohlbefinden. Während es in Thüringen deutschlandweit am wenigsten Menschen mit niedrigem psychischen Wohlbefinden gibt, sind es in Sachsen-Anhalt recht viele.

Wie wurde das Wohlbefinden "gemessen"?

Die Ergebnisse stammen aus dem bundesweiten Panel "Gesundheit in Deutschland", das vom RKI durchgeführt wird. Das psychische Wohlbefinden wurde dabei 2024 erstmals abgefragt, insofern sind noch keine Vergleiche mit der Vergangenheit möglich.

Zur Messung sollten die Befragten angeben, wie häufig sie bestimmte Aussagen in den letzten zwei Wochen für sich als zutreffend empfanden. Folgende sieben Aussagen mussten dabei auf einer Skala von "niemals" bis "immer" bewertet werden:

  1. Ich habe mich in Bezug auf die Zukunft optimistisch gefühlt.
  2. Ich habe mich nützlich gefühlt.
  3. Ich habe mich entspannt gefühlt.
  4. Ich bin mit Problemen gut umgegangen.
  5. Ich konnte klar denken.
  6. Ich habe mich anderen Menschen nahe gefühlt.
  7. Ich war in der Lage, Entscheidungen zu treffen.

Laut RKI steht das psychische Wohlbefinden in direktem Zusammenhang mit der allgemeinen Gesundheit, Lebensqualität und sozialen Teilhabe. Die aktuellen Ergebnisse unterstreichen den Handlungsbedarf – insbesondere mit Blick auf die psychische Lage junger Menschen.

Ein Vergleich mit internationalen Daten liefert ein ähnliches Bild: In der globalen "Flourishing"-Studie schnitt Deutschland nicht sonderlich gut ab – und auch dort zeigte sich, dass junge Menschen in Deutschland und weltweit zunehmend unter psychischem Druck stehen (die internationalen Vergleichswerte lagen im Durchschnitt bei 5,89 bis 8,10).

Links / Studien

Ergebnisse der Befragung zum psychischen Wohlbefinden beim RKI

(mit dpa)

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