• Der Cranach-Triegel-Altar im Naumburger Dom darf bleiben, muss aber den Standort wechseln – aus Sicht der Vereinigten Domstifter keine ideale Lösung.
  • Mit einem Urteil der Unesco endete ein jahrelanger Streit um den Welterbe-Status des Doms.
  • Sachsen-Anhalts Kulturminister Rainer Robra nannte das Ergebnis einen guten Kompromiss.

Holger Kunde, Direktor der Vereinigten Domstifter, blickt mit gemischten Gefühlen auf die Entscheidung der Unesco, dass der Cranach-Triegel-Altar im Naumburger Dom seinen Platz wechseln muss, um den Welterbe-Status des Doms zu bewahren. "Die Idealsituation ist nicht eingetroffen", sagte der Stiftsdirektor MDR KULTUR mit Blick auf den Bescheid des Welterbezentrums aus Paris.

Holger Kunde hat sich als Direktor der Vereinigten Domstifter um den Verbleib des Cranach-Triegel-Altars im Westchor des Naumburger Doms eingesetzt. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Die Idealsituation ist eben nicht eingetroffen, sondern wir haben eine andere Situation aufgrund des Bescheides aus Paris.

Holger Kunde Direktor der Vereinigten Domstifter

Aus dem Urteil der Unesco-Sachverständigen geht hervor, dass der Altar im Dom verbleiben darf. Allerdings muss das Kunstwerk des Malers Michael Triegel innerhalb des Doms umziehen – vom Westchor ins Nordquerhaus. Kunde sagte MDR KULTUR, man habe um das Gesamtkunstwerk gerungen, das heißt um die Verbindung von Altar und Westchor. Die jetzt getroffene Entscheidung akzeptiere er aber und hoffe darauf, dass man mit dem neuen Standort im Nordquerhaus des Domes eine "sehr gute Lösung" hinbekomme.

Welterbestatus des Naumburger Doms war in Gefahr

Jahrelang dauerte der Streit über den Cranach-Triegel-Altar an. Nach Überzeugung vieler Experten störte der Altar an seinem Platz im Westchor die Zusammenschau von hochmittelalterlicher Architektur, Bildhauerei, Glasmalerei und den Stifterfiguren rings um Uta von Naumburg. Es wurde befürchtet, dass der erst 2018 gewonnene Welterbestatus des Doms wieder aberkannt werden könnte.

Der Leipziger Maler Michael Triegel wurde beauftragt, den fehlenden Mittelteil des Cranach-Altars zu ergänzen, der 1541 bei einer bilderfeindlichen Aktion zerstört wurde.Bildrechte: picture alliance/dpa | Sebastian Willnow

Der Leipziger Maler Michael Triegel hatte 2020 im Auftrag der Vereinigten Domstifter den zwischen 1517 und 1519 von Lucas Cranach dem Älteren geschaffenen und später teils zerstörten Naumburger Altaraufsatz um ein fehlendes Mittelteil ergänzt. Zum Urteil der Unesco gibt es von ihm bisher noch keine Stellungnahme.

Detail aus dem Bild von Michael Triegel, das den verlorenen gegangenen Mittelteil des Cranach-Altars ersetztBildrechte: Vereinigte Domstifter, Foto: Charlotte Tennler

Würdiger Ort für Cranach-Triegel-Altar

Staats- und Kulturminister Rainer Robra bat schließlich das Welterbezentrum der Unesco in Paris um Vermittlung. Dessen Experten befassten sich intensiv mit den Aussagen der Kunst- und Architektursachverständigen und besuchten im März für zwei Tage den Naumburger Dom.

Das Ergebnis bezeichnete Robra gegenüber MDR KULTUR als eine gute Lösung, weil sie zum dauerhaften Verbleib des Triegel-Altars im Dom führe, aber zugleich die "zugespitzte Situation" im Westchor ausräume. "Insofern freue ich mich, dass auch die Vertreter der Unesco so tief in das Thema eingedrungen sind, dass sie gemeinsam mit allen Beteiligten diesen Kompromiss entwickelt haben", sagte der Minister.

Ich freue mich, dass die Vertreter der Unesco so tief in das Thema eingedrungen sind, dass sie gemeinsam mit allen Beteiligten diesen Kompromiss entwickelt haben.

Rainer RobraKulturminister in Sachsen-Anhalt

Nach einer Ausstellungsreise kehrte der Altar – hier die Rückseite – 2022 in den Naumburger Westchor zurück. Der Standort ist seither umstritten. Bildrechte: picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt

Auch mit dem neuen Ort zeigte sich Robra zufrieden. Es habe auch andere Überlegungen gegeben, etwa die Aufstellung des Altars in der Sommerkirche. Mit der Fläche im Nordquerhaus erhalte das Werk einen eigenen, würdigen Raum innerhalb des Domes, hieß es aus der Staatskanzlei.

In Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie hatten die Vereinigten Domstifter verschiedene Standorte erneut untersucht, bestätigte Holger Kunde: "Und in der Tat ist das Nordquerhaus aufgrund seiner Raumhöhe und eben auch des zur Verfügung stehenden Platzes geeignet, diesen Altar dort aufzustellen." An den Details werde aber noch gearbeitet. Unklar sei bisher auch, wie nun der Westchor ausgestaltet werde.

Seit 2018 zählt der Naumburger Dom zum unesco-Welterbe.Bildrechte: IMAGO/Eberhard Thonfeld

Harald Meller, Direktor des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, sagte: "Die Einschätzung der Experten der Unesco gibt den Denkmalpflegern unseres Landes vollumfänglich recht." Er betonte die Wichtigkeit des Miteinander-Ringens, wenn man unterschiedlicher Ansicht sei. Schließlich gehe es um den "Erhalt und die angemessene Nutzung des kulturellen Erbes als Vermächtnis an künftige Generationen."

Quelle: MDR KULTUR (Thomas Bille), Ministerium für Kultur, Sachsen-Anhalt
Redaktionelle Bearbeitung: jb, lm

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