• Großes Interesse an Ausbildung an Polizeifachschule Sachsen-Anhalt.
  • Gründe für hohe Abbrecherquote sind vielfältig.
  • Gewerkschaft der Polizei: Jeder Absolvent wird gebraucht.

7.000 Polizistinnen und Polizisten bis zum Ende der Legislatur mehr in Sachsen-Anhalt – ein hehres Ziel, das die schwarz-rot-gelbe Regierungskoalition bei ihrem Start vor vier Jahren ausgerufen hatte. Stand April waren es exakt 6.409. Jetzt steht offiziell fest: Bis 2026 ist das definitiv nicht mehr zu schaffen, Innenministerin Tamara Zieschang hat es kürzlich eingeräumt. Einer der Gründe, so die CDU-Politikerin: Zu wenige der Auszubildenden und Studierenden der Fachhochschule der Polizei in Aschersleben bleiben bis zum Schluss.

Das Interesse an Ausbildung oder Studium an der Polizeifachhochschule in Aschersleben ist durchaus hoch – allein zum Tag der Offenen Tür kommen jeden Juni rund 3.500 Interessierte. Die Zahl der Bewerber lag in den vergangenen beiden Jahren bei rund 2.800. Von ihnen werden jährlich etwa 450 zugelassen – entweder zur Ausbildung oder zum Studium. Und etwa ein Viertel bringt es nicht zu Ende.

Rektor sieht mehrere Gründe für Abbruchquote

Verglichen mit anderen Polizei-Hochschulen in Deutschland sei das gar nicht so ungewöhnlich, sagt Rektor Thorsten Führing. "Wir stellen heute viel mehr ein als früher. Dieses Phänomen haben andere Bundesländer auch und die haben auch in dem Moment höhere Durchfallquoten gehabt."

Führing spricht von zwei zentralen Gründen, aus denen abgebrochen wird: Nichtgeschaffte Prüfungen oder die Erkenntnis, dass der Polizeiberuf am Ende doch nichts für einen ist. Natürlich versuche die Hochschule gegenzusteuern, im Vorfeld möglichst nah und intensiv zu informieren. Aber, sagt der Rektor, "da sind wir auch ein bisschen getrieben durch die gesellschaftlichen Bedingungen am Arbeitsmarkt und ähnlichem. Da kann ich ja nichts dran drehen – und eigentlich ist das ja auch ganz schön, dass das inzwischen so ist."

Der Nachwuchs ist angesichts des demographischen Wandels so begehrt wie lange nicht. Die Konkurrenz ist groß – auch die Bundeswehr gehört dazu. Jeder, der in Aschersleben die Ausbildung beziehungsweise das Studium schafft, der wird in die Landespolizei übernommen. Auch wenn das – wie aktuell – nur etwa drei Viertel der jungen Leute schaffen. Bei jedem sei wichtig, so Führing, dass sie das richtige Fundament erhalten haben, das sie für den Polizeiberuf brauchen. Dabei gehe es vor allem darum: "Welche Kompetenzen haben sie dann erworben, um diesen Beruf wirklich ausfüllen zu können, um sich nicht verloren zu fühlen."

Gewerkschaft: Jeder Absolvent wird gebraucht

Eycke Körner, Chef der Gewerkschaft der Polizei im Land, findet die hohe Abbruchquote nicht akzeptabel: "Liegt das nur an der Qualität der neu eingestellten Personen, sollte man vielleicht die Lehre oder die Ausbildung reformieren. Gibt es da vielleicht noch Probleme oder Möglichkeiten, das zu optimieren?" Jeder einzelne Absolvent werde gebraucht. Schließlich würden Jahr für Jahr 200 bis 300 Polizisten aus Altersgründen den Dienst verlassen. Wenigstens diese Lücke müsste durch den Nachwuchs aufgefangen werden. Das Land müsse sich darüber Gedanken darüber machen, wie attraktiv der Polizeiberuf noch sei.

Am 1. September werden die neuen Auszubildenden und Studierenden feierlich in Aschersleben angenommen. Wie viele es am Ende sein werden, sagt Rektor Führing, das steht noch nicht endgültig fest. Ebenso, wie die Zahl derjenigen, die die Reihen der Polizeivollzugsbeamten verstärken werden. Schlichtweg, weil zurzeit noch Prüfungen laufen. Auf die angestrebte Zahl von 7.000 bei der Landespolizei dürften sie keine direkte Auswirkung haben. Dieses Ziel ist fürs Erste verschoben.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke