Nachfolger gesucht: Landwirtschaftsbetriebe ringen um Nachwuchs
- Im Gegensatz zu anderen Branchen hat die Landwirtschaft Nachwuchssorgen. Die Bauern wünschen sich mehr Unterstützung.
- Ein Problem ist, dass sich viele Betriebe mit innovativen Konzepten schwertun.
- Beim Obsthof Schwitzky in der Nähe von Halle will man neue Wege beschreiten – mit dem Anbau von Mandeln.
Erntezeit auf dem Obsthof Schwitzky - rund 20 Kilometer westlich von Halle. Hier ist Elisabeth Schwitzky zwischen Kirsch- und Aprikosenbäumen aufgewachsen. Nach dem Abitur probierte sie sich im Gartenbau, studierte in der Großstadt.
Den Familienbetrieb hat sie dabei nie aus den Augen verloren: "Immer wenn ich irgendwo anders war, wollte ich immer wieder hierhin zurück. Ich hab' halt für mich festgestellt: Sobald ich irgendwie Bäume in Reihen angepflanzt sehe, fühle ich mich ein bisschen zuhause. Und da hab' ich halt gedacht: 'Naja, warum nicht, einfach mal wagen.' Ich hätte es bereut, wenn ich das nicht gemacht hätte."
Für den 66-jährigen Papa Uwe hätte es schöner nicht kommen können, sagt der passionierte Obstbauer: "Ich bin ja seit ungefähr 50 Jahren im Obstbau und wenn man nach 50 Jahren sagt: Okay, man übergibt irgendwas, dann kann man froh sein, dass es in der Familie bleibt. Ansonsten hätten wir es verkaufen müssen. Das wäre natürlich schlechter gewesen, so kann ich weiter bisschen mitmachen, kann sie unterstützen und ich denke das ist wahrscheinlich der beste Weg für alle Unternehmen."
Politisch allein gelassen: Information, Kapital und Beratung fehlen
Doch solche Übergaben sind eher eine Seltenheit. Nur für jeden dritten Bauernhof findet sich eine Nachfolge. Die Gründe: Es fehlt oft an Information, Beratung und Kapital.
Das erlebt Christian Vieth regelmäßig. Er betreibt die Plattform "Hof sucht Bauer" und hat rund tausend Landwirtinnen und Landwirte bei der Suche nach einer Nachfolge unterstützt.
Die Bauern fühlen sich vor allem von politischer Seite allein gelassen, kritisiert er: "Wir kennen das aus vielen anderen Branchen. Gründungen werden gefeiert und sind willkommen und Branchen sagen: Bei uns steigen viele Menschen ein also muss das eine attraktive Branche sein. In der Landwirtschaft ist es eher so, dass nach wie vor so ein Paradigma herrscht von 'Wachsen oder Weichen'. Also wir merken keine positive Grundstimmung von jungen Menschen."
Mangel an Offenheit in der Landwirtschaftsbranche
Dabei fällt ihm auf, dass sich ausgerechnet der Bauernverband und die Landfrauen für den Nachwuchs in der Landwirtschaft sehr wenig ins Zeug legen. Agrarexperte Veith fehlt die Offenheit für junge und innovative Landwirte und Landwirtinnen, für neue Konzepte in Branche.
Obstbauer Schwitzky aus dem Saalekreis denkt schon lange weiter. "Ich mache sicherlich auch Fehler, vielleicht alte Fehler, die sie abändern kann und man muss auch auf die Jugend hören, sonst funktioniert es hier nicht."
Obsthof Schwitzky: Erweiterung des Betriebs auf Mandeln
Und Elisabeth Schwitzky hat auch schon Ideen, wie sie das Profil ihres Unternehmens erweitern könnte: "Also ich würde schon gerne mehr Mandeln anbauen. Wenn ich auch die Möglichkeit habe, mir die Erntetechnik zu besorgen und wenn die Nachfrage da ist, kann ich mir das gut vorstellen. Ich esse selber sehr gerne Mandeln."
Schwitzky experimentiert mit Mandelsorten und sie promoviert zur Artenvielfalt auf der Plantage. Und sie wohnt sogar auf ihrer Plantage. Abends zieht sie sich in ihren Bauwagen zurück, bis sie am Morgen mit der Sonne wieder aufsteht.
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