Zum 222. Mal saß Stefan Leitl am vergangenen Wochenende gegen den SC Paderborn als Trainer in der Zweiten Liga auf der Bank. Zu feiern gab es nach der neuerlichen Katastrophen-Leistung von Hertha BSC beim 0:2 (0:1) allerdings nichts. Und der Job von Leitl ist womöglich längst nicht alles, was die Berliner mit ihrer schlechten Saison verspielen.

Die Illusion vom richtigen Trainer: Im 48 Jahre alten Leitl hatten viele endlich eine gute Trainer-Wahl gesehen. In der vergangenen Saison rettete er Hertha auch souverän. Aber jetzt sind die Berliner dauerhaft unterlegen. Das Spiel wirkt planlos, in dieser Saison hat Hertha noch kein einziges Tor zu Hause erzielt. Gegen Paderborn lautete die Torschuss-Statistik 9:17. Hertha wirkt untrainierbar. Die Trennung von Leitl scheint unausweichlich. Und dann wird es auch für Sportdirektor Benjamin Weber eng, der bei Trainer- und Kader-Entscheidungen zu oft danebenlag.

Der Zuschauer-Zuspruch: Vergangenen Samstag lockte Hertha mit freiem Eintritt für Kinder, Gratis-Eis und Benjamin Blümchen zum Kinderspieltag. Es kamen dennoch nur 44.718 Fans ins Olympiastadion. So wenige an einem Samstagnachmittag wie seit November 2024 nicht mehr. Aktuell liegt der Besucher-Schnitt (48.018) klar unter dem der vergangenen Saison (53.191). Gegen Paderborn gab es Pfiffe und hämischen Applaus. So kommen gegen Münster beim nächsten Heimspiel eher weniger als mehr Fans.

Die Ziele: Hertha will unbedingt aufsteigen, liegt mit fünf Punkten aus den ersten sechs Spielen aber nur auf Platz 15. Bei einer Niederlage in Nürnberg am Sonntag würden die Berliner mindestens auf den Relegationsplatz abrutschen. Der Aufstiegsrang ist jetzt schon acht Zähler weg. „Es wäre vermessen, darüber zu sprechen“, sagt Kapitän Fabian Reese über die Ambition Bundesliga: „Wir sollten es einmal hinbekommen, zwei oder drei gute Spiele am Stück zu liefern.“ Da das nicht klappt, geht es um nichts anderes als den Klassenerhalt.

Das Geld: Herthas Finanz-Chef Ralf Huschen versichert zwar, dass man mit Banken die Zukunft auf die nächsten Jahre gesichert habe – allerdings nur für die Zweite Liga. Sollte es für Hertha tatsächlich runtergehen, droht der nächste Spar-Hammer. Und selbst mit einem Klassenerhalt wird Herthas Stellung im Vergleich zur Konkurrenz immer schwächer. Denn der Anteil am TV-Geld sinkt mit jeder weiteren Zweitliga-Saison.

Verschärft wird die Lage durch ein Gerichtsurteil vom Donnerstag. Das Landgericht Berlin gab Ex-Manager Fredi Bobic im Urkundenprozess mit einem Vorbehaltsurteil recht. Der 2023 entlassene Bobic hatte auf Gehaltszahlungen und eine vertraglich zugesicherte Abfindung gepocht. Er erwirkte nun einen vorläufigen Vollstreckungstitel. Hertha muss nun, wenn Bobic den Titel vollstreckt, 3,35 Millionen Euro brutto zahlen. Dazu kommen Zinsen, die die Gesamtsumme auf mehr als vier Millionen bringen dürften. Auch die Kosten für das Verfahren muss der Klub tragen. Allerdings ist ein Nachverfahren möglich.

Stars und Talente: Nach der Niederlage gegen Paderborn zerlegte Reese sein Team: „Wir sind zu unsauber im Passspiel, in der Entscheidungsfindung zu langsam, pressen nicht gut genug, sind deshalb im Ballbesitz zu müde und machen zu viele Fehler.“ Wer so redet, wird wenig Lust haben, ein weiteres Zweitliga-Jahr zu bleiben. Auch die wenigen anderen Spieler mit Erstliga-Format wird Hertha nicht halten können, wenn der Aufstieg verpasst wird. Und: Eigene Talente wie der 16 Jahre junge Kennet Eichhorn könnten dann auch gehen.

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