BVB-Abschied? „Mir wollte jemand das Interview heimzahlen“
Mit dem Spiel beim FC Turin endet am Sonntag die Karriere von Mats Hummels (36). Nach 442 Bundesliga-Einsätzen, 78 Länderspielen, sechs Meisterschaften und einem WM-Titel.
Wie das vergangene Jahr bei der AS Rom lief und wie er die Zeit in der Ewigen Stadt erlebte, können die Zuschauer schon am Abend zuvor sehen. Nach dem Pokalfinale am Samstag (22.45 Uhr) zeigt das ZDF die Doku „Hummels – La Finale. Mit Tommi Schmitt“.
Ein Jahr lang begleitete der Moderator („Neo Ragazzi“) und Podcaster („Gemischtes Hack“, „Copa.ts“) den Weltmeister von 2014, traf Weggefährten wie Jogi Löw (65) oder Jürgen Klopp (57).
Die 74-minütige Doku gibt Einblicke, die es sonst nicht gibt. Schmitt besucht Hummels in dessen Wohnung, steht mit ihm über den Dächern von Rom. Er geht nach einem Spiel mit ihm ins Restaurant. Oder lässt sich von ihm durch die Stadt fahren. Immer mit Kamera. Immer ganz nah dran. Es sind keine Gespräche zwischen Journalist und Fußball-Star. Es sind Gespräche zwischen zwei Kumpeln. Man könnte sagen, der Doku fehle die journalistische Distanz. Aber mit ihr wäre sie nicht das, was sie ist: erfrischend und authentisch.
Das gute Essen in Italien wurde zum Problem
Sie ist so ganz anders. Dazu gehört auch, dass Schmitt auf der Tribüne im Stadio Olimpico sitzt und bei einem Tor für die Roma jubelt. Oder dass er die Fäuste ballt, als Klopp oder Hummels die Frage des Moderators loben.
Der Ex-Dortmunder verrät, dass er wegen des guten Essens in Italien zu Beginn zugelegt hat. Der Verteidiger: „Ich bin erst mal kurz hochgegangen vom Gewicht her. Das ging ratzfatz. Dann kam ein Moment, da stand ich auf der Waage und dann stand da zum zweiten Mal in meinem Leben eine dreistellige Zahl, wo ich dachte: ,Alles klar, das geht jetzt nicht, jetzt müssen wir wieder in Form kommen.’“
Hummels über seinen Abschied vom BVB 2024, wo er keinen neuen Vertrag bekam: „Ich wäre schon gern in Dortmund geblieben unter gewissen Voraussetzungen. Das war jetzt nicht mehr das ganz große Geheimnis irgendwann. Ich hatte immer die Hoffnung, dass es noch so kommt.“
Schmitt fragt nach: „Wie kriegt man sowas als so gestandener Spieler mitgeteilt?“
Hummels: „Sagen wir mal so: Es hätte anders laufen sollen als bei mir. Eigentlich ist es so, dass es im persönlichen Gespräch mitgeteilt wird. Mir wollte jemand das Interview heimzahlen und hat es der Presse gesteckt, bevor es mir mitgeteilt wurde.“
Was er meint: Kurz vorm Champions-League-Finale gegen Real Madrid (0:2) kritisiert er in einem Interview mit „Sport Bild“ die ängstliche Taktik von Trainer Edin Terzić (42) in der Hinrunde.
Schmitt: „Hättest du aufgehört, wenn ihr die Champions League gewonnen hättet?“
Hummels: „Es kann sehr gut sein, ja … Ich habe auch meinen Sohn gefragt, ob ich aufhören soll. Und wenn er gesagt hätte: ,Ich will, dass du jetzt in München bist’, hätte ich aufgehört. Aber er wollte, dass ich noch ein Jahr spiele.“
In Rom saß Hummels nur auf der Bank
Deshalb ging er nach Rom. Dort saß er zu Saisonbeginn nur auf der Bank, feierte erst am 9. Spieltag sein Debüt. Mit einem Eigentor beim 1:5 gegen Florenz. Damals war mit Ivan Juric (49) bereits der zweite Trainer im Amt. Mitte November wurde auch der Kroate gefeuert.
Hummels rückblickend: „Wenn Juric nicht entlassen worden wäre, wäre ich wahrscheinlich in der nächsten Woche hier weggegangen. Ich spiele lieber schlecht als gar nicht. In die Bedeutungslosigkeit von Juric gepusht zu werden, war richtig böse, das hat mich runtergezogen. Da hätte ich weggemusst, sonst explodiere ich irgendwann.“
Hummels spricht auch über seine neue Freundin Nicola (26) und ihren ersten gemeinsamen Auftritt beim Ballon d’Or in Paris. Der Ex-Nationalspieler: „Wenn für einen von uns ein wichtiges Ding ist, dann will man ja auch dabei sein. Supporten und unterstützen. Dann haben wir gesagt: ,Wir reden nicht drüber, aber wenn sowas ist, sind wir da. Für mich war es ein bisschen natürlicher, sie musste sich schon ein bisschen drauf vorbereiten, dass da was auf sie einprasseln könnte. Aber ab dem Moment des roten Teppichs war es dann auch verflogen. Dann war die Katze aus dem Sack. Und wenn es dann durch ist, wird es auch entspannend.“
Die Ausbootung von Bundestrainer Julian Nagelsmann (37) vor der Heim-EM 2024 wird in der Doku leider nur angerissen. Hummels bei einem Abendessen: „Dann sagt der Nagelsmann bei den Lehrgängen: ,Das wird so geil, noch mal zum Abschluss der Nationalmannschaftskarriere spielst du noch mal ein Heim-Turnier.’ Und dann packt er dich raus. Es gab schon viele schmerzende Niederlagen in den letzten Jahren.“
„Sofort nach München und in das Elterndasein“
Dafür ist die Zeit nach dem Karriereende ein Thema.
Hummels: „Es geht sofort nach München und in das Elterndasein.“
Bleibt er dem Fußball verbunden? Als Trainer? Als Experte?
Hummels: „Das Erste, was passieren wird, ich werde in einer kleineren Stückzahl was als Experte machen.“
Anfang April ist Schmitt noch einmal in Rom. Schon da geht es um den Abschied vom aktiven Fußball. Hummels: „Ich bräuchte irgendwas, für das ich so krank brenne, dass ich bereit bin, nochmal diese Opfer zu bringen, meinen Sohn nicht so viel zu sehen. Der Einzige, für den ich das machen würde, in meiner emotionalen Welt, ist der BVB. Das wird, glaube ich, nicht passieren.“
Schmitt hakt nach: „Also wenn Dortmund anfragen würde …“
Hummels: „… würde ich zumindest ins Grübeln kommen. Als BVB-Spieler meine Karriere beenden, das wäre noch mal so ein Ding in meinem Kopf. Ich kann auch ehrlich sagen: Ich habe das Gespräch schon mal gesucht letzte Woche. Ich glaube nicht, dass das passieren wird.“
Kurz danach gibt er sein Karriereende in diesem Sommer bekannt. Viel gespielt hat er seitdem nicht mehr. Die vergangenen sechs Liga-Spiele sitzt er wieder 90 Minuten auf der Bank. Enttäuscht blickt er nach seinem letzten Heimspiel gegen den AC Mailand (3:1) auf die Zeit in Rom zurück. Hummels: „Ist okay, war aber auch kein Traumende …“
Der Text wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, SPORT BILD, BILD) erstellt und zuerst bei BILD veröffentlicht.
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