J Jan Henric Buettner revolutioniert den Schach-Sport. Das sagt der 60-Jährige über sich und sein Projekt, die „Freestyle Chess Grand Slams“. Der deutsche Millionär (u. a. AOL Europa-Gründer) treibt seit Sommer 2023 gemeinsam mit Superstar Magnus Carlsen die Entwicklung des „geilsten Schachturniers der Welt“ voran.

Frage: Herr Buettner, sind Sie der Mann, der Schach revolutioniert?

Jan Henric Buettner: Ich kann es nicht mehr abstreiten. Ich wollte – als es auf meinen 60. Geburtstag zuging – etwas Neues lernen. Ich erinnerte mich an meine Großtante, die 101 wurde und sagte, sie wolle noch Schach lernen. Da dachte ich: Wenn die das macht, kann ich das auch.

Frage: Und dann?

Buettner: Dann habe ich online ein Turnier geschaut. Zwei Männer, minutenlanges Grübeln, null Action. Da bin ich fast eingeschlafen vor Langeweile. Ich dachte: Das kann doch nicht alles gewesen sein! Gleichzeitig war ich immer viel bei der Formel 1. Da brummt alles, Glitzer, Promis, Party. Und am Ende interessiert sich der Großteil mehr für das Drumherum, als für den Sport selbst. Und ich dachte: Warum ist Schach eigentlich so verdammt langweilig inszeniert?

Frage: Dem Schach fehlt also die Show?

Buettner: Genau! Weltweit spielen 700 Millionen Menschen Schach. Da steckt ein enormes Potenzial drin.

Frage: Also haben Sie ...

Buettner: ... ein Turnier erfunden. Mit Magnus Carlsen, dem größten Schachspieler aller Zeiten. Meine Frau und ich waren in Dubai, Magnus hat in Katar ein Turnier gespielt. Da sind wir rübergeflogen und haben eine Woche mit der Familie Zeit verbracht. Ich sagte zu Magnus: „Wenn du ein Turnier machen könntest wie du willst – was würdest du tun?“ Und er sagte: ,Fischer Random 960. Mit Topspielern. Auf höchstem Niveau.‘ Zur Erklärung: Bei Fischer Random, einer speziellen Schachvariante, auch als „Chess960“ bekannt, wird die Startaufstellung der Figuren in der Grundreihe vor jeder Partie neu ausgelost. Es gibt ganze 960 mögliche Stellungen. Das Ziel dabei: mehr Abwechslung und nicht immer die gleichen Eröffnungen.

Frage: Und Sie sagten?

Buettner: Ich habe gesagt: Dann machen wir es. Aber mit Stil. Mit Show. Mit Farben, Emotionen, Publikum. Und wir nennen es nicht „Fischer Random“, sondern „Freestyle Chess“. Klingt einfach griffiger.

Frage: Gegenwind gab es ja von der FIDE, dem Internationalen Schachverband …

Buettner: Oh ja. Sie wollten uns verbieten, den Begriff „Weltmeisterschaft“ zu verwenden. Sie wollten sogar Geld – einfach nur, weil wir mit Schach Geld verdienen. Das Problem ist: Die sind ja korrupter als die Fifa. Das ist Schutzgeld-Mentalität. Und ich wollte kein Geld für Nichts bezahlen.

Frage: Wie viel Geld haben Sie denn am Ende investiert?

Buettner: Ich hatte mir vor dem ersten Turnier 500.000 Euro vorgenommen. Am Ende waren es zwei Millionen. Dann nach dem ersten Turnier in Weißenhaus 2024 klingelte das Telefon pausenlos. Insgesamt haben wir da 20 Millionen Dollar gesammelt.

Frage: Und das Preisgeld für die Spieler?

Buettner: 750.000 Euro pro Turnier. Der Sieger bekommt 200.000. Das ist das Sechsfache von dem, was bei klassischen Schachturnieren gezahlt wird.

Frage: Wer spielt mit?

Buettner: Magnus Carlsen, Hikaru Nakamura, Fabiano Caruana – die Welt-Elite. Aber auch junge Stars wie Vincent Keymer, die Usbeken, die indischen Wunderkinder. Und: Wer gut ist, kann sich qualifizieren. Nicht alle sind eingeladen – die Hälfte der Spieler muss sich durchkämpfen.

Frage: Was ist denn so anders bei Ihren Turnieren?

Buettner: Alles. Die Spieler tragen Teamfarben. Zuschauer sehen den Puls der Spieler live. Es gibt eine „Confession Booth“, wo Spieler mitten im Match erklären, was sie denken. Promis spielen Tandem-Schach mit Profis. Es ist ein Event.

Frage: Formel 1 auf dem Schachbrett?

Buettner: Ganz genau. Wir nehmen das Beste aus der Formel 1 – das Spektakel – und übertragen es auf Schach.

Frage: Gibt es beim Schach dann auch bald Boxenluder als Rahmenprogramm?

Buettner: Wir wollen es eher so ein bisschen High-Class machen. Das ist eher so, wenn ich das mal so sagen darf, wie im VIP-Bereich. Da sind bei der Formel 1 viele Millionäre, und wir wollen noch ein Stück höher gehen. Nicht so viele, dafür wirklich bedeutsame Leute: Milliardäre, Promis und sowas. Und diese Leute brauchen dann auch keine Boxenluder.

Das Interview wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, „Bild“, „Sport Bild“) erstellt und zuerst in der „Bild am Sonntag“ veröffentlicht.

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