US-Präsident Trump will die Nationalgarde in Washington einsetzen und die dortige Polizei unter Bundeskontrolle stellen. Grund sei die angeblich ausufernde Kriminalität in der Hauptstadt - laut lokalen Behörden ist sie aber rückläufig.

Am Sonntag hatte US-Präsident Donald Trump geschrieben, er wolle Obdachlose aus der Hauptstadt Washington vertreiben und Kriminelle inhaftieren. Nun kündigte er an, die Nationalgarde in der Stadt einzusetzen und die örtliche Polizei unter Kontrolle des Bundes zu stellen. Anders als in den Bundesstaaten, in denen der Gouverneur über den Einsatz der Nationalgarde entscheidet, untersteht die Truppe in der Hauptstadt Washington direkt dem Präsidenten.

800 Nationalgardisten sollen eingesetzt werden, sagte Trump auf einer Pressekonferenz. Das solle die öffentliche Sicherheit wiederherstellen. Seiner Aussage nach sind die Verbrechensraten in Washington "höher als in lateinamerikanischen Verbrechenshochburgen". Die Hauptstadt sei von "gewalttätigen Banden und blutrünstigen Kriminellen überrannt worden".

Samuel Jackisch, ARD Washington, zu Trumps Aussendung der Nationalgarde nach Washington

tagesschau24, 11.08.2025 19:00 Uhr

Bürgermeisterin und Polizeistatistik zeichnen anderes Bild

Die Bürgermeisterin der Stadt, die Demokratin Muriel Bowser, hatte das bereits zuvor zurückgewiesen. "Wir erleben in der Hauptstadt keinen Anstieg der Kriminalität", sagte sie im US-Sender MSNBC.

Auch Daten der städtischen Polizei zeigen das Gegenteil von Trumps Behauptung. Demnach ist die Gewaltkriminalität in den ersten sieben Monaten dieses Jahres sogar um 26 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Die Gesamtkriminalität ging um sieben Prozent zurück.

Es stimme zwar, dass es 2023 einen schlimmen Anstieg der Kriminalität gegeben habe, sagte Bowser. "Aber wir haben nicht mehr 2023." Die Darstellung des US-Präsidenten sei falsch.

Trump wütet auf Social Media

Trump hatte zuvor auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social geschrieben: "Die Obdachlosen müssen sofort wegziehen. Wir werden euch Unterkünfte geben, aber weit weg von der Hauptstadt. Die Kriminellen müssen nicht wegziehen. Wir werden euch ins Gefängnis stecken, wo ihr hingehört."

Hintergrund ist offenbar ein gewalttätiger Angriff auf einen jungen Mitarbeiter der Regierung. Trump fährt aber generell einen harten Kurs gegenüber Obdachlosen. Schon Ende Juli hatte er eine Anordnung unterzeichnet, die es erleichtern soll, Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Suchtproblemen zwangsweise in Einrichtungen einzuweisen. In dem Erlass wird Obdachlosigkeit vor allem als Problem der öffentlichen Sicherheit und nicht als soziale Herausforderung beschrieben.

Trump schickte Nationalgarde schon nach Los Angeles

Im Vergleich zu anderen Industrienationen verfügen die USA über ein weniger ausgeprägtes soziales Sicherheitsnetz. Die gesellschaftliche Kluft ist groß. Die Zahl der obdachlosen Menschen im Land ist zuletzt deutlich gestiegen. Nicht nur auf den Straßen Washingtons, sondern auch in anderen US-Großstädten sieht man viele offensichtlich obdachlose Menschen mit körperlichen oder psychischen Erkrankungen.

Es ist nicht das erste Mal, dass der Republikaner Trump die Nationalgarde einsetzt, um angebliche Probleme in US-Städten zu lösen. Trump hatte die Truppe bereits vor einigen Wochen nach Los Angeles - das wie Washington von Demokraten regiert wird - geschickt, um dort gegen Proteste gegen seine Migrationspolitik vorzugehen. Staatliche und lokale Behörden kritisierten Trumps Entscheidung als unnötig und aufrührerisch. Sowohl Los Angeles als auch Washington sind Hochburgen der Demokraten.

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