In Pakistan sind erneut Geflüchtete aus Afghanistan festgenommen worden - obwohl sie eine Aufnahmezusage aus Deutschland haben. Ihnen droht jetzt die Abschiebung in ihr Heimatland.

Bei den acht Personen handelt es sich nach Informationen des ARD-Studios Südasien um Mitglieder zweier Familien. Unter ihnen war demnach ein Mann, der in Afghanistan als Rechtsanwalt und Strafverteidiger tätig war.

Die Menschen waren in einem Gästehaus der deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Zentrums Islamabads untergebracht. Sie wurden von Polizisten abgeholt.

Initiative kritisiert gezielte Durchsuchungen

Bestätigt wurde die Festnahme auch von der Initiative Kabul Luftbrücke, die sich für die Afghanen einsetzt. Sprecherin Eva Beyer sagte im Interview auf tagesschau24: "Das sind pakistanische Sicherheitsbehörden, die jetzt bei den Gästehäusern von der GIZ in Islamabad mit großen Lieferwagen vorfahren und alle Gäste einsammeln." Ihr zufolge handelt es sich um gezielte Durchsuchungen in den GIZ-geführten Gästehäusern.

Nach ARD-Informationen wurde die deutsche Botschaft in Islamabad in diesen Fällen tätig. Eine Stellungnahme des Auswärtigen Amtes gibt es jedoch noch nicht.

Festnahme durch Gästehaus-Mitarbeiter verhindert

Auch in einem weiteren Fall kam es heute offenbar zu einer versuchten Festnahme in einem anderen Gästehaus der GIZ in Islamabad. Ein Afghane schilderte in einer Sprachnachricht an das ARD-Studio Südasien, wie ein Mitbewohner - ebenfalls aus Afghanistan mit Aufnahmezusage - von Polizisten gestoppt wurde. "Er ging heute Morgen nach draußen und wurde von der Polizei in der Nähe des Gästehauses festgenommen."

Glücklicherweise sei aber zufällig einer der Mitarbeiter des Gästehauses in der Nähe gewesen, der bei dieser Festnahme eingegriffen habe. "Deshalb wurde mein Mitbewohner schließlich aus dem Polizeigewahrsam entlassen", erzählt der Afghane.

Sicherheitsüberprüfung in Pakistan zurzeit ausgesetzt

Die Betroffenen sind ARD-Informationen zufolge allesamt Menschen, die von der Bundesregierung eine Aufnahmezusage bekommen haben und noch auf eine Ausreise nach Deutschland hoffen können. Sie müssen zuvor aber noch vor Ort Sicherheitsüberprüfungen durchlaufen - eine Prozedur, die derzeit nicht mehr stattfindet.

Ihnen drohte zuletzt die Abschiebung nach Afghanistan, da die pakistanische Regierung alle afghanischen Flüchtlinge ohne gültigen Aufenthaltsstatus in ihr Heimatland zurückbringen will.

Festnahmen im Widerspruch zu Wadephul-Aussagen

Nach den jüngsten Äußerungen von Bundesaußenminister Johann Wadephul war jedoch davon ausgegangen worden, dass solche Menschen mit deutschen Aufnahmezusagen von den pakistanischen Behörden vorerst nicht ausgewiesen werden.

Wadephul hatte erklärt, er sei der pakistanischen Seite, insbesondere seinem Amtskollegen, außerordentlich dankbar dafür, dass man den Zeitraum für die Überprüfungsmaßnahmen im Zusammenhang mit den Aufnahmezusagen bis zum Jahresende habe verlängern können. Die heutigen Festnahmen stehen allerdings im Widerspruch zu diesen Aussagen des CDU-Politikers.

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