Maduro bleibt ungewöhnlich ruhig
Bislang verhält sich Venezuelas Regime trotz des mutmaßlichen US-Angriffs ungewöhnlich ruhig. Auf seine Drohungen ließ Präsident Maduro noch keine Taten folgen - während die USA erneute Attacken ankündigten.
Der sonst so medienpräsente Machthaber Venezuelas, Nicolás Maduro, blieb am Tag nach dem Angriff auf ein mutmaßlich venezolanisches Drogenschiff durch das US-Militär erstaunlich still: kein Auftritt im Staatsfernsehen vor applaudierendem Publikum, keine Schimpftirade auf X. Eine Videoaufnahme eines brennenden Schiffes, das US-Präsident Donald Trump auf seiner Plattform Truth Social postete, bezeichnete Venezuelas Regierung als Fake und behauptet, dass ein Angriff vor der Küste des Landes gar nicht stattgefunden habe.
Für den Politikanalysten Phil Gunson, der für die internationale Nichtregierungsorganisation Crisis Group Venezuela arbeitet, ist das ein Zeichen dafür, dass Maduro eine weitere Eskalation mit den USA scheut. "Venezuela ist nicht in der Lage, einem Frontalangriff standzuhalten. Ich glaube, sie werden die militärischen Maßnahmen der Vereinigten Staaten herunterspielen, während sie auf rhetorischer Ebene das, was sie als imperialistische Intervention in der Region ansehen, anprangern", so Gunson.
Vor dem Angriff war Maduro rhetorisch noch in die Offensive gegangen und hatte am Montag den USA mit bewaffnetem Widerstand gedroht, sollten diese intervenieren. Doch es sind Drohgebärden, die Venezuela bisher nicht umgesetzt hat. Bis auf die Mobilisierung von - nach eigenen Aussagen - acht Millionen Milizionären folgten in Venezuela bisher keine weiteren Schritte.
USA drohen Venezuela erneut
Die USA indes drohten Venezuela erneut. Bei einem Treffen mit der mexikanischen Präsidentin Claudia Sheinbaum warnte US-Außenminister Marco Rubio alle, die mit einem "Boot voller Kokain oder Fentanyl Richtung Vereinigte Staaten unterwegs" seien, und richtete an Venezuela die Worte: "Das wird wieder passieren."
Auch bei dem Treffen mit Mexikos Regierung ging es unter anderem um den Kampf gegen Kartellgewalt und Rauschgifthandel. Rubio bescheinigte Mexiko dabei, im Gegensatz zu Venezuela zu kooperieren. Es sei die "engste Sicherheitskooperation" in der Geschichte der Beziehung von Mexiko und den USA, trotzdem könne noch viel getan werden. Trump wirft mehreren Ländern Lateinamerikas vor, nicht genug gegen den Drogenschmuggel zu unternehmen, neben Mexiko auch Kolumbien und Ecuador.
Wie wird Maduro weiter reagieren?
Doch gegen kein Land gehe die Regierung so massiv vor wie gegen Venezuela und Maduro, so Gunson von Crisis Group: "Es ist offensichtlich, dass Maduro im Visier ist. Unklar ist jedoch, inwieweit die Vereinigten Staaten beabsichtigen, ihn zu stürzen und einen Regimewechsel herbeizuführen. Denn aus Washington kommen widersprüchliche Signale."
Benigno Alarcón, Leiter des Zentrums für politische Studien an der Katholischen Universität Andrés Bello in Caracas, ist in seinem Urteil klarer: Für ihn ist die aktuelle Eskalation beider Staaten ein Machtkonflikt, den das Regime Maduro langfristig nur verlieren könne: "Dieses Machtspiel endet damit, dass einer ausweicht - und in diesem Fall kann man nur erwarten, dass sich Venezuela in irgendeiner Weise zurückzieht." Der Politikwissenschaftler hält es für sehr wahrscheinlich, dass die Vereinigten Staaten den Druck immer weiter erhöhen werden.
Sorge vor Rückkehr zur US-Hinterhofpolitik
Maduro spürt diesen Druck und sprach im Zusammenhang mit der US-Präsenz bereits vor dem Angriff auf das Drogenschiff von der größten Bedrohung, die der Kontinent Südamerika in den vergangenen 100 Jahren erlebt habe: "Acht Militärschiffe mit 1.200 Raketen und ein Atom-U-Boot sind auf Venezuela ausgerichtet." Das sei eine enorme Bedrohung, "ungerechtfertigt, unmoralisch, blutig und absolut kriminell".
Viele linksgerichtete Länder Lateinamerikas, wie Mexiko, Brasilien und Kolumbien, befürchten nun eine neue Ära US-amerikanischer Hinterhofpolitik wie in vergangenen Jahrzehnten, analysiert Gunson: "Sie sind sehr besorgt über die Möglichkeit, dass die Vereinigten Staaten zu den Zeiten zurückkehren könnten, als sie ohne zu zögern in jedes Land eingriffen, ohne um Erlaubnis zu fragen. Auch wenn Trump sicher nicht im Sinn hat, in Nachbarländer einzumarschieren: Er hat kein Problem damit, Bomben und Raketen abzuwerfen."
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