Arbeiten am Projekt "Drohnenwall"
Unbekannte Drohnen über Dänemark kurz vor dem heutigen EU-Gipfel - das halten viele EU-Chefs für keinen Zufall. In Kopenhagen wird deshalb vor allem über das Projekt "Drohnenwall" gesprochen.
Das Treffen der europäischen Staatschefs findet in Dänemark statt und damit in dem Land, in dessen Luftraum in den vergangenen Wochen immer wieder Drohnen unbekannter Herkunft eingedrungen waren. Diese Provokationen seien aus Moskau gesteuert worden, davon ist EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen überzeugt. Sie fordert "eine starke und gemeinsame Antwort auf das Eindringen russischer Drohnen an unseren Grenzen".

Tina Hassel, ARD Brüssel, mit Details zum EU-Gipfel in Kopenhagen
tagesschau, 01.10.2025 14:00 UhrDänemark hat gerade den EU-Vorsitz inne - ob das Land deshalb zur Zielscheibe wurde? Warum Russland ausgerechnet jetzt die EU mit Drohnen oder sogar Kampfjets provoziert, darüber wird in Brüssel viel diskutiert und spekuliert. Russland wolle die NATO testen, hört man immer wieder, aber testen worauf? Ob die NATO-Staaten wirklich einen Kampfjet oder ein Drohne abschießen würden?
Viele Einzelheiten unklar
Von Berlin bis Helsinki werden jedenfalls gerade Szenarien durchgespielt, wie so ein Ernstfall ablaufen könnte. Damit es dazu erst gar nicht kommt, soll ein sogenannter Drohnenwall das NATO-Gebiet schützen. EU-Verteidigungskommissar Andrius Kubilius hat die Bausteine dafür vorgestellt: "Verfolgen von Drohnen, Ablenkungen von Drohnen, mobile Systeme am Boden, Sicherheit der Ostsee und Überwachung mit Hilfe von Satelliten im All."
Aus der Luft, im Wasser und am Boden, sogar bis in All soll die Schutzmauer also reichen, die die EU um ihre Ostgrenze bauen will. Das Projekt "Drohnenwall" ist aber noch etwas wackelig, viele Einzelheiten müssen noch geklärt werden. Wer, zum Beispiel, kann am Ende entscheiden, was mit einer Drohne oder einem Kampfjet passieren soll, und welche Waffen oder Systeme braucht es, um sich gegen Drohnenschwärme zu schützen?
Man könne nicht Millionen Euro für Raketen ausgeben, um Drohnen zu zerstören, die nur ein paar Tausend Euro kosten, erklärte NATO-Chef Mark Rutte in Brüssel. Nur eines ist sicher, all das kostet viel Geld, das die meisten Mitgliedsstaaten nicht haben. Und die Bereitschaft, damit den Haushalt zu belasten, schwindet mit wachsender Entfernung von der Ostgrenze. Man wird sich also bis zum nächsten EU-Haushalt hangeln, der gerade verhandelt wird. Er gilt ab 2028 und soll auf jeden Fall mehr Geld für Verteidigung vorsehen.
Wird das russische Staatsvermögen angezapft?
Geld braucht vor allem auch die Ukraine. Kommissionspräsidentin von der Leyen hat deshalb angekündigt, der Ukraine in den kommenden Jahren zwei Milliarden Euro für ihre Drohnenproduktion zur Verfügung zu stellen. Die Ukraine würde damit zu dem Drohnenspezialisten in Europa, und davon würde auch die EU profitieren.
Dafür soll das eingefrorene russische Staatsvermögen genutzt werden, das vor allem in Belgien auf der Bank liegt. Dieses Thema dürften die EU-Mitgliedsstaaten auf ihrem Treffen kontrovers diskutieren. Bundeskanzler Friedrich Merz unterstützt diesen Plan inzwischen auch, bislang war Deutschland dagegen, auf das russische Vermögen zuzugreifen.
Wer die Drohnen über dem dänischen Luftraum gesteuert hat, wird laut NATO immer noch untersucht. Doch wenn in den nächsten Tagen die Staats- und Regierungschefs von fast 50 Staaten in dem kleinen Land landen, sollen sie sich sicher fühlen. Der Luftverkehr wurde eingeschränkt und 40 Bundeswehrsoldaten sind im Einsatz, um das dänische Sicherheitsteam zu unterstützen, ebenso wie Soldaten aus Frankreich und Schweden. Zusätzlich ist die Fregatte "Hamburg" vor Kopenhagen im Einsatz.
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