Wenn Kanzler ihren Urlaub unterbrechen
Als Kanzlerin muss man immer informiert sein - auch im Urlaub, das wusste Angela Merkel. Sie und ihre Vorgänger mussten alle mal ihren Urlaub wegen politischer Geschehnisse unterbrechen - wie jetzt Friedrich Merz.
Bundeskanzler Friedrich Merz hat entschieden, die Waffenexporte nach Israel einzuschränken. Dafür gab es viel Kritik - und Merz sah sich gezwungen, seinen Urlaub zu unterbrechen, um seine Entscheidung in den tagesthemen zu erklären.
Ungestörter Urlaub? Fehlanzeige. Das war auch für seine Vorgänger Olaf Scholz und Angela Merkel nicht anders, die aus ganz unterschiedlichen Gründen schon mal ihren Sommerurlaub unterbrechen mussten.
Friedrich Merz in einem Fernsehstudio in München, der oberste Hemdknopf steht offen, auf die Krawatte hat er ganz verzichtet - so wurde er am Sonntag zum Interview in den tagesthemen zugeschaltet.
Merkel hatte die Eurokrise im Gepäck
Der Kanzler musste sich erklären - ungewöhnlich in der politischen Sommerpause. Doch zu groß war der Unmut, auch in den eigenen Reihen, zum angekündigten Teilstopp von Rüstungsexporten nach Israel.
Ein Sommerurlaub sieht für Staatschefs natürlich ein wenig anders aus, wie Angela Merkel einst erklärte: "Ich nehme das Handy mit und ich muss ja auch immer politisch informiert sein - das heißt, dafür ist Sorge getragen." Beim Urlaub in Südtirol 2012 hatte Merkel die Eurokrise im Gepäck und musste ständig telefonieren.
2016 unterbrach sie ihren Urlaub und kehrte nach Berlin zurück. Hier nahm sie Stellung zur politischen Lage. Wenige Tage zuvor hatte ein Deutsch-Iraner in München neun Menschen und sich selbst getötet. "Mir ist das auch wichtig, dass wir nicht bis nach dem Urlaub warten, sondern, dass wir das jetzt und heute tun", sagte Merkel.
Schröders Wahlkampf-Sommer
Ihr Vorgänger Gerhard Schröder war bekannt für seine Urlaubsbilder: Kanzler in Badeshorts, Kanzler am Badestrand, Kanzler mit Wanderstab - am liebsten in Italien. Doch 2005 wurde der Sommerurlaub ganz gestrichen: Schröder hatte wegen der Hartz IV-Reformen die Vertrauensfrage gestellt, verlor sie wie geplant und verbrachte den Sommer mit Wahlkampf.
Doch zurück zur Auszeit: Auch Olaf Scholz urlaubte 2022 im Allgäu auf Abruf. Zwischendurch musste er über das Maßnahmenpaket zur Energiekrise informieren und schmückte das wie so oft mit: "You’ll never walk alone."
Vor einem Jahr platzte erneut ein öffentlicher Termin in seinen Urlaub. Da trat er immerhin schon sonnengebräunt, im dunklen Anzug und dunkler Krawatte auf dem Flughafen Köln/Bonn hinter ein dunkelgraues Redepult mit Bundesadler.
Anlass war der größte Gefangenenaustausch seit Ende des Zweiten Weltkrieges: "Ich habe mich sehr ausführlich unterhalten können mit den hier Eingereisten, die jetzt aus der Gefangenschaft in Russland freigekommen sind."
Die nächste Unterbrechung steht schon fest
Auch wenn die Welt in Unordnung geriet, auf eines war immer Verlass: Helmut Kohl verbrachte seine Sommerferien stets am Wolfgangsee in Österreich. Aber auch ihn ereilte die Aktualität. 1997 verließ er sein Ferienhaus mit Schnellboot und Hubschrauber in Richtung Oderbruch in Brandenburg.
Es galt, die Flutopfer zu unterstützen. "Das ist die erste Heimsuchung dieser Dimension nach der deutschen Einheit vor sieben Jahren. Dass die Deutschen das Ganze betrachten, das ist unsere Sache, dass die Leute im Oderbruch hier nicht allein sind."
Und die nächste Unterbrechung für Kanzler Merz steht auch schon fest: Am Mittwoch hat er zu einem virtuellen Ukraine-Treffen eingeladen. Unter anderem sollen US-Präsident Donald Trump und der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj teilnehmen. Ein Sommerurlaub vom Kanzleramt scheint fast so schwierig wie das Regieren selbst.
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