Thüringer Landessportbund fordert Verein zum Handeln auf
Inhalt des Artikels:
- Verein soll seiner Verantwortung gerecht werden
- Verbandsausschluss und Lizenzentzug als letzter Schritt
- Mehr Fälle - aber auch mehr Unterstützung für Betroffene
Es ist ein Fall, der zurzeit nicht nur Eltern von Kindern beschäftigt, die in Sportvereinen trainieren, sondern auch die Verantwortlichen in den Vereinen selbst. Öffentlich bekannt wurde er Anfang August durch einen Bericht in der Ostthüringer Zeitung.
Demnach soll ein Trainer eines Sportvereins im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt einer minderjährigen Sportlerin über einen längeren Zeitraum sexuell konnotierte Nachrichten geschickt haben. Die Mutter der Sportlerin fand die Nachrichten auf dem Handy ihrer Tochter und erstattete Anzeige bei der Polizei. Die Staatsanwaltschaft in Gera nahm die Ermittlungen auf, stellte diese aber wieder ein.
Grober Verstoß gegen die Werte des Verbands
Danach habe der Trainer wieder in dem Verein unterrichtet, so die Zeitung. Die Sportlerin dagegen habe nicht mehr am Training teilnehmen dürfen. Jetzt haben der Landessportbund Thüringen (LSB) und der zuständige Fachverband den Fall geprüft - und sieht darin einen groben Verstoß gegen die Werte des Verbandes, vor allem aber auch gegen den Ehrenkodex zum Kinderschutz. Diese habe auch der betroffene Trainer unterschrieben. Wie die Sprecherin des LSB, Silvia Otto, mitteilte, habe der Trainer mit seinem Verhalten gegenüber der jungen Sportlerin gegen die Satzung verstoßen.
Auch beim zuständigen Fachverband wird der Fall sehr ernst genommen. Dessen Vorstand sieht in erster Linie den Verein in der Pflicht, zu handeln. Auf Anfrage von MDR THÜRINGEN teilte er mit, dass gerade die Vorstände von Sportvereinen die Verantwortung tragen, einen gewaltfreien Rahmen für den organisierten Sport zu sichern. Dazu gehöre auch, sich regelmäßig zu vergewissern, dass es ausreichend Schutz für die Mitglieder, vor allem für Kinder und Jugendliche gibt.
Verein soll seiner Verantwortung gerecht werden
"Der Fachverband erwartet, dass der Verein dieser Verantwortung gerecht wird und entsprechend handelt", so der Vorstand und bietet dabei seine Unterstützung an: "Der Fachverband steht all seinen Mitgliedsvereinen unterstützend zur Seite." Der Verein müsse aber verantwortungsvoll und transparent mitwirken.
Inzwischen hat der Landessportbund Thüringen den betroffenen Sportverein dazu aufgefordert, Stellung zu nehmen und den Fall richtig aufzuarbeiten. Auf Anfrage von MDR Thüringen teilte der Präsident des betroffenen Sportvereins im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt mit, dass der "Trainer vorläufig, bis zur endgültigen Klärung der Sache, von seinen Aufgaben als Trainer entbunden" worden sei und so "keine Trainingsgruppen mehr betreut". Kommende Woche werde es ein Gespräch mit dem Landessportbund und dem Fachverband geben. Das bestätigt auch die Sprecherin des Landessportbundes.
Verbandsausschluss und Lizenzentzug als letzter Schritt
Noch sei offen, ob und welche Sanktionen dem Verein und dem Trainer drohen. So könnte dem Trainer zum Beispiel die Lizenz entzogen werden. Dem Verein könnte der Entzug von Fördergeldern oder im schlimmsten Fall der Ausschluss aus dem Verband drohen. Dies stehe aktuell aber nicht im Raum, so die Sprecherin. Notwendig werde dieser "letzte Schritt" nur, wenn der Verein nicht oder nicht angemessen handele.
Jetzt wollen der LSB und der Fachverband den Verein unterstützen, den Fall aufzuarbeiten. Landessportbund: "Dafür ist es notwendig, miteinander zu sprechen und den Verein unterstützen, ein wirksames Konzept zum Schutz vor interpersonaler Gewalt, wozu auch der Kinderschutz gehört, umzusetzen."
Um in Fällen von Tabubrüchen besser handeln zu können, hatte der Landessportbund in den vergangenen Jahren versucht, sein Sanktionssystem wirksamer zu gestalten. Im November 2024 hatte der Verband beim Landessporttag den Paragrafen 13a in seiner Satzung beschlossen, infolgedessen einem Trainer auch die Lizenz entzogen werden könne.
Gestiegene Fallzahlen - Aber auch mehr Unterstützung für Betroffene und Sportvereine
Für die Zukunft wolle der Landessportbund sein Regelwerk noch einmal erweitern. Außerdem sollen bei allen Mitgliedern Schutzkonzepte gegen Gewalt etabliert werden. Eine Statistik, wie viele Fälle von Tabubrüchen jedes Jahr gemeldet werden, darüber führe der LSB zum Schutz der Betroffenen keine Statistik.
In den vergangenen Jahren seien zwar deutlich mehr Fälle von Tabubrüchen bekannt geworden. Das bedeute aber noch nicht, dass es im Sportalltag auch mehr Fälle gibt. Vielmehr sei das auf die Etablierung einer Ansprechstelle für Betroffene und eine engere Zusammenarbeit mit den Kinder- und Jugendschutznetzwerken zurückzuführen. Betroffene würden außerdem besser begleitet, und die Menschen seien sensibilisierter.
MDR (sre/jn)
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