• Wer seine Gasleitung deaktivieren oder sogar entfernen lassen will, ist mit sehr unterschiedlichen Preisen konfrontiert.
  • Verbraucherschützer fordern Regeln für einheitliche Konditionen.
  • Der Verband der kommunalen Unternehmen bringt eine staatliche Hilfe ins Spiel – ähnlich der für den Heizungstausch. So könnte der Umstieg auf umweltschonende Energieversorgung attraktiver werden.

Gasheizung raus, Wärmepumpe rein – die Investition wird auf dem Konto eingeschlagen haben. Die Lust auf weitere Kosten dürften sich daher in Grenzen halten. Zum Abschied vom Gas gehört allerdings auch, den Anschluss zu kappen.

Keine festen Preise fürs Entfernen der Leitung

Glück hat, wer in Leipzig wohnt. Den Anschluss stilllegen zu lassen, kostet hier nichts. Und der Anschluss kann theoretisch jederzeit reaktiviert werden. Teuer wird die zweite Lösung: Wenn die Gasleitung ein für alle Mal aus der Erde gebaggert wird, vermeidet man damit zwar mögliche Folgekosten oder Probleme, die die ungenutzten Leitungen auf dem eigenen Grundstück verursachen könnten. Aber: 1.100 Euro netto koste das beim Gasnetzbetreiber Leipziger Gruppe, teilt ein Sprecher mit. Zitat: ein "faires Angebot".

Im Vergleich scheint das zu stimmen. Wer nämlich am "inetz" anliegt – bei den meisten Gaskunden im südwestlichen Sachsen inklusive Chemnitz ist das der Fall –, der zahlt mindestens 3.500 Euro für das Ausbaggern der Leitung.

Verbraucherzentrale bemängelt intransparente Preisgestaltung

Lorenz Bücklein, Energieexperte der Verbraucherzentale Sachsen, fällt dazu nur ein Begriff ein – Wildwuchs: "Insgesamt ergibt sich da so ein Gesamtbild, bei dem man feststellen muss, dass es einfach unklar ist. Es fehlt einfach an Regelungen und es wird ein Stück weit einfach auch festgelegt, wie hoch die Kosten dann jeweils sind."

Dass Gasnetzbetreiber unterschiedlich hohe Kosten aufrufen, wenn der Gasanschluss nicht mehr gebraucht wird, zeigt auch eine Umfrage der Verbraucherzentrale NRW. Die ergab, dass einige Unternehmen allein für die vergleichsweise einfach umsetzbare Stilllegung mehrere hundert Euro verlangen, die bei der Leipziger Gruppe und auch bei inetz derzeit kostenlos ist.

Rückbau der Leitung bei funktionierender Wärmepumpe denkbar

Was aber ist überhaupt das Mittel der Wahl, wenn die Gasleitung nicht mehr gebraucht wird? Stilllegung oder Rückbau? "Es kommt natürlich auch darauf an, wie die finanziellen Möglichkeiten der Verbraucher in dem Moment sind", meint Lorenz Bücklein. "Ich glaube aber, wenn man einmal den Weg eingeschlagen hat, tatsächlich zu sagen: Mit meiner Wärmepumpe stimmt alles, sie passt auch zu meinem Haus und ich werde diesen Gasanschluss nicht mehr brauchen – dann kann man natürlich sehr stark ins Grundsätzliche gehen und auch über den Rückbau nachdenken."

Verbraucherschutz fordert einheitliche Konditionen für Rückbau

Damit die Konditionen für den Rückbau deutschlandweit gleich sind, fordert der Verbraucherschützer klare Regelungen von der Politik: "Wenn man die Menschen dazu motivieren möchte, aus der fossilen Energie auszusteigen und tatsächlich in erneuerbare Energien zu investieren, dann muss auch das geregelt werden."

So sieht es auch Florian Gräßler vom Verband der kommunalen Unternehmen Sachsen, in dem die meisten Gasnetzbetreiber organisiert sind: "Man möchte rechtssicher handeln und gegenüber den Kunden auftreten können. Und deshalb wäre so eine Klärung wichtig. Der einzelne Netzbetreiber möchte für sich auch gar nicht so viel Macht und das für sich entscheiden. Die Netzbetreiber sind gewohnt, dass konkrete Forderungen vom Gesetzgeber gemacht werden."

Vorschlag: Förderung für Stilllegung von Gasanschlüssen

Der Verband der kommunalen Unternehmen schlägt vor: "Für uns wäre es verursachergerecht, wenn der einzelne Haushalt die Stilllegung oder den Rückbau seines Gasanschlusses bezahlt, genauso wie man die Kosten für einen Neuanschuss individuell berechnet. Dabei könnte der Staat unterstützen, in dem er seine bestehende Förderung für den Heizungstausch auch für die Stilllegungskosten von Gasanschlüssen ausweitet."

Gasbetreiber: Immer weniger Kunden bei gleichem Netz

Die Idee wäre ein Umstellbonus für Haushalte. Denn die Gasnetzbetreiber haben das Problem, dass sie ein Netz für immer weniger Kunden am Laufen halten. Zudem verursachen nicht genutzte, also stillgelegte, Gasleitungen trotzdem Wartungsaufwand. Kosten die – wie im Falle der Leipziger Gruppe – bislang nicht an die ehemaligen Gaskunden weitergereicht werden.

Das könnte sich allerdings bald ändern. Das Unternehmen prüft derzeit, künftig Rechnungen für die Stilllegung beziehungsweise für nicht genutzte Gasleitungen zu verschicken. Wieder so ein Punkt, für den sich Verbraucherschützer Lorenz Bücklein dringend eine bundesweit einheitliche Regel wünscht.

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