DDR-Garagenhöfe: Kulturelles Erbe mit Zukunft
- Die Garagenkomplexe in Ostdeutschland sind weit mehr als nur Parkplätze – für viele Garagenbesitzer sind sie wichtige Treffpunkte und tragen zum Gemeinschaftsgefühl bei.
- Auch heute sind in vielen Garagenkomplexen fast alle Stellplätze belegt.
- Mancherorts werden einzelne Garagenhöfe zwar abgerissen – doch viele Garagen sollen fit für die Zukunft gemacht werden.
Dreck, gezupftes Unkraut und Zigarettenstummel landen auf der Schippe von Rentner Bernd Güttig. Hinter ihm reiht sich Garagentür and Garagentür, viele sind bräunlich, an einigen Holztüren platzt die Farbe ab.
Für einen kleinen Obulus, wie er sagt, kümmert er sich hier in Grimma um den Komplex mit 500 Garagen, in dem er selbst seit 40 Jahren eine Garage hat: "Bissl zum Material-Abstellen, ne Werkbank ist drin, so dass ich auch paar Reparaturarbeiten durchführen kann, und das Auto."
Gemeinschaftserfahrung: Garagen als soziale Treffpunkte für Autofreunde
Wenn er sein Auto braucht, kommt er mit dem Rad hergefahren. Manche kommen gar mit der S-Bahn, um ihr Auto zu holen.
Zwei Garagenreihen weiter taucht Gerd Schwalbe auf. Er hat vor bald 50 Jahren die Garagen noch mit aufgebaut und erinnert sich, wie hier gemeinsam an den Autos gebastelt wurde: "Das war ganz am Anfang. Da hatte ich nach zehn oder elf Jahren Bestellung nen Trabbi. Da wurden Teile aufgehoben, da hatte ich Scheiben zu Hause im Schlafzimmer und dann wurde hin und her getauscht, Rücklichter auch. Das Gemeinschaftswesen gab's damals."
Die Gemeinschaftserfahrung macht die Garagen für den Architekten Jens Casper zu einem kulturellen Erbe: "Es gab diese Kultur, das Wochenende auf dem Garagenhof rund um das Auto zu verbringen. Und dafür stehen diese Garagen auch heute noch. Wenn man mit denen aufgewachsen ist, dann fällt einem das vielleicht gar nicht auf." Sie repräsentierten die DDR-Alltagskultur auf besondere Weise. "Und zwar nicht nur der Zeit der DDR, sondern auch der Zeit danach, der Transformationszeit", ergänzt Casper.
Hohe Nachfrage: Garagen als Stellplätze sehr gefragt
Heute beschäftigen sich Leute damit, wie wieder Gemeinschaft in die Garagenhöfe einziehen könnte. In Grimmas größter Garagengemeinschaft ist die Nachfrage groß, erzählt Vorstandsmitglied Thomas Künzel.
Den Nutzern geht es aber vor allem um einen sicheren Stellplatz: "Es sind fast alle Garagen verpachtet. Die Garagen sind ursprünglich mal für den ruhenden Verkehr von Grimma-West gebaut worden, dem Alt-Neubaugebiet." Das habe sich im Laufe der Jahre verändert, jetzt habe man einen großen Teil an Motorradfahrern oder an Oldtimerfreunden, die glücklich seien, ihr Fahrzeug unterstellen zu können.
Garagen haben Zukunft – auch mit neuer Technik
Der Verein hat Zukunftspläne, will unter anderem die Wege erneuern. Andernorts kämpfen Pächter um den Erhalt ihrer Garagen – zum Beispiel in Jena, Leipzig oder Dresden.
Doch Abrisse der DDR-Garagen hielten sich in Grenzen, sagt Peter Ohm, vom Verband Deutscher Grundstücksnutzer, der die Interessen vieler Garagenpächter vertritt: "Die Abriss-Standorte sind eher Einzelfälle. Durchaus nachvollziehbar, wenn sie sich im Stadtbereich befinden und dort für relevante Bauten wie Schulen gebraucht werden." Man fordere dann, einen entsprechenden Ersatzstandort zu finden, das sich mit dem Wegfall das Parkplatzproblem in den Anliegerstraßen erhöhe. "Man muss also darauf achten, dass man das nicht verschärft."
Garagenhöfe haben eine Vergangenheit, aber auch eine Zukunft, sagt Ohm. In Leipzig zum Beispiel soll ein großer Komplex mit Solardächern ausgestattet werden: Statt wie früher Trabis könnten hier künftig E-Autos stehen.
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