Längere Wiesn - "einfach wäre das nicht"
Nach der vorübergehenden Schließung des Oktoberfestes wegen einer Bombendrohung sieht Bayerns Innenminister kein Risiko mehr. Den Wirten ging viel Umsatz verloren, deshalb gibt es nun die Forderung, das Fest zu verlängern.
Einen Tag nach der vorübergehenden Schließung des Münchner Oktoberfestes besteht für den Betrieb der Wiesn laut Bayerns Innenminister Joachim Herrmann kein Risiko mehr.
Der CSU-Politiker äußerte im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk (BR) seine Freude über die Fortsetzung des Volksfestes: "Es war gestern ein insgesamt schwieriger Tag. Aber ich habe mich gefreut, dass abgesehen von den Toten in der Lerchenau, der Tag auf der Wiesn gut zu Ende gegangen ist." Es blieben von den Geschehnissen am Mittwoch "keine Risiken für das Oktoberfest".
Motiv des Täters wird weiter untersucht
Das Volksfest war gestern wegen einer Bombendrohung erst mit mehrstündiger Verspätung um 17.30 Uhr geöffnet worden. Die Drohung stammt nach Polizeiangaben von einem 57 Jahre alten Mann. Dieser soll zuvor ein Haus im Münchner Norden in Brand gesetzt haben, dabei war eine Person gestorben, zwei wurden verletzt. Auf der Flucht vor Einsatzkräften beging der Mann Suizid. Die Behörden schlossen einen politischen Hintergrund für die Tat aus. Das Motiv des Mannes dürfte ein Familienstreit gewesen sein.
Laut Hermann versuche man bei den Ermittlungen, das Motiv des Täters weiter zu erforschen. Der Mann sei aber bislang unauffällig gewesen. Die verwendeten Sprengsätze und Waffen habe der Tatverdächtige offenbar selbst hergestellt, so der bayerische Innenminister: "Das scheint überwiegend selbst gebastelt zu sein."
Verlängerung von Oktoberfest "nicht ganz einfach"
Einer möglichen Verlängerung der Wiesn um einen Tag, wie vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) vorgeschlagen, steht Herrmann skeptisch gegenüber: "Das ist eine Entscheidung der Stadt München. Ganz einfach wäre das nicht".
Dehoga-Landesgeschäftsführer Thomas Geppert hatte zuvor vorgeschlagen, das Oktoberfest um einen Tag zu verlängern. Dies wäre auch ein Zeichen, dass man sich die Lebensfreude nicht verderben lasse, sagte er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Durch die Schließung für mehrere Stunden - bei idealem Wiesn-Wetter - ging den Wirten und Schaustellern viel Umsatz verloren. Schätzungen gehen von einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag aus.
Wiesen-Wirte: Weiterer Tag nicht möglich
Wiesn-Chef Christian Scharpf sieht für eine Verlängerung wenig Chancen: "Eine spontane Wiesn-Verlängerung ist aus meiner Sicht unrealistisch", sagte der Münchner Wirtschaftsreferent. "Von den Beschäftigten in den Bierzelten über die Schausteller bis hin zum Security-Personal ist alles bis Sonntag disponiert." Viele hätten ab Montag wieder andere Verpflichtungen.
Auch Wirte-Sprecher Peter Inselkammer sieht den Vorschlag kritisch und ist in seinem Urteil noch etwas klarer: "So kurzfristig ist das tatsächlich nicht möglich", sagte er dem BR. "Für dieses Jahr können wir uns das nicht vorstellen."
Bei dem derzeit ebenfalls stattfindenden Stuttgarter Volksfest Cannstatter Wasen sieht man nach dem Vorfall in München keinen Grund, Sicherheitsmaßnahmen zu verändern. Das betonten Polizei und Sicherheitsbehörden. Es gebe keine Anzeichen einer Bedrohung für die Veranstaltung oder die Besucher, sagte ein Polizeisprecher. Es gebe seit Längerem ein umfassendes Sicherheitskonzept.
Der Cannstatter Wasen mit regelmäßig mehr als vier Millionen Besuchern läuft in diesem Jahr noch bis zum 12. Oktober. Beim Oktoberfest in München wurden im vergangenen Jahr 6,7 Millionen Besucher gezählt. Wird es nicht verlängert, ist der 5. Oktober dort der letzte Tag.
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