Update 13.11.

Union und SPD haben sich auf ein Modell für einen neuen Wehrdienst geeinigt. Alle 18-jährigen Männer und Frauen erhalten demnach in Zukunft einen Fragebogen, um Motivation und Eignung für den Dienst in den Streitkräften zu ermitteln. Die Beantwortung ist verpflichtend für Männer, ebenso wie die Musterung für alle, die nach dem 1. Januar 2008 geboren wurden. Gibt es nicht genug Freiwillige, soll gelost werden, um den benötigten Personalbedarf der Bundeswehr zu decken.

Jens Spahn, CDU/CSU-Fraktionschef im Bundestag, hatte zuletzt auch im ZDF Morgenmagazin das seit Monaten diskutierte Losverfahren mit den Worten: "Es braucht ein faires Verfahren. Und unser Vorschlag ist jetzt das Zufallsprinzip" verteidigt. Bundeswehr-Generalinspekteur Carsten Breuer hatte sich zuvor gegen ein Losverfahren vor der Musterung ausgesprochen und erklärt, Freiwilligkeit beim Wehrdienst könne die Bundeswehr auch stärken.

Eine aktuelle Umfrage stützt seine Aussage. Die Untersuchung im Rahmen eines Forschungsprojektes mit dem Titel "Menschen in Deutschland: International" (MiDInt) kommt zum Ergebnis: aufgrund einer großen freiwilligen Bereitschaft ist eine allgemeine Wehrpflicht nicht zwingend erforderlich.

Weit über 200.000 Freiwillige wären bereit

Selbst bei konservativen Schätzungen, also etwa wenn bis zur Hälfte der Freiwilligen aus gesundheitlichen Gründen doch ausfallen würden, stünden genug Menschen bereit, so Peter Wetzels, der als Professors für Kriminologie an der Fakultät für Rechtswissenschaft der Universität Hamburg lehrt und die Studie leitet. Die Umfrage zeige, erklärt Wetzels, "dass mindestens 175.000 junge Männer und 70.000 Frauen im Alter von 18 bis 29 Jahren in der Bevölkerung zu finden sind, die für einen Dienst in der Bundeswehr auf freiwilliger Basis gewonnen werden könnten". Vor dem Hintergrund dieser Zahlen, bestehe "keine Notwendigkeit zur Wiedereinführung einer Wehrpflicht", so Wetzels weiter.

Die Ergebnisse der Umfrage auf einen Blick

Nach Aussagen der Forschenden habe es bisher keine "so große und aktuelle Befragung, an der auch hinreichend viele junge Erwachsene beteiligt waren", gegeben. Die derzeitige öffentliche Debatte stütze sich daher weitgehend "nicht auf empirische Daten, in denen jüngere Menschen, die von dieser Frage besonders betroffen sind, auch angemessen repräsentiert sind“, erklärt Peter Wetzels. Das solle diese Umfrage ändern. Hier die wichtigsten Ergebnisse:

  1. Eine allgemeine Dienstpflicht wird von knapp der Hälfte der Befragten (47%) unterstützt, wobei insbesondere Frauen und jüngere Menschen unter 30 Jahren diese häufiger ablehnen (27% insgesamt, unter den unter 30-Jährigen rund 40%).​
  2. Das Interesse an einer militärischen Grundausbildung bei der Bundeswehr ist insgesamt moderat (14%), bei den unter 30-Jährigen jedoch mit knapp 19% höher – das Potenzial freiwilliger Bereitschaft ist besonders bei jungen Erwachsenen vorhanden.​
  3. Der wahrgenommene Bedrohungsdruck durch einen möglichen Krieg beeinflusst das Interesse an militärischer Grundausbildung zwar, ist aber nur für etwa 20% der Interessierten ein entscheidender Faktor; oft spielen gesellschaftliche Anerkennung und persönliche Ansprache eine größere Rolle.​
  4. Es gibt einen deutlichen Zusammenhang mit dem Bildungsniveau: 33.4 % der Befragten mit Abitur sind klar gegen eine Dienstpflicht. Bei Personen mit mittlerer Reife lag die Rate bei 26.2 % und beim Hauptschulabschluss bei 22,1%.
  5. Für die künftige Gewinnung junger Menschen für militärische oder gesellschaftliche Dienste seien die gezielte persönliche Ansprache und eine bessere gesellschaftliche Anerkennung wichtiger als verpflichtende Maßnahmen. Die bisherigen Rekrutierungsstrategien schöpfen das vorhandene Freiwilligenpotenzial noch nicht voll aus.

Wie repräsentativ ist die Untersuchung?

Für die Studie wurden 2.279 Personen im Alter von 18 bis 70 Jahren befragt. Das gilt als annähernd repräsentativ für die erwachsene Bevölkerung Deutschlands. Die Stichprobe wurde nach Alter, Geschlecht, Bildung und Ost-West-Verteilung geschichtet und spiegelt die Verhältnisse der Wohnbevölkerung laut Statistischem Bundesamt wider.​

Allerdings gibt es Einschränkungen bezüglich des Anteils von Personen mit Migrationshintergrund, da diese über das verwendete Online-Panel nicht vollständig ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung entsprechend erreicht werden konnten. Das Ergebnis ist somit laut eigenen Aussagen "approximativ" also annähernd repräsentativ, wobei die meisten soziodemografischen Merkmale zuverlässig abgebildet sind.

Zum Vergleich: Bei Wahlumfragen wie dem Politbarometer werden in der Regel etwa 1.250 Personen befragt, so die zuständige Forschungsgruppe Wahlen. Diese Stichprobengröße gilt als Standard für bundesweite politische Meinungsumfragen in Deutschland und ist nach statistischen Maßstäben ausreichend, um eine repräsentative Einschätzung der Meinungsverteilung zu ermöglichen.

Wer hat untersucht?

Forschende an Fakultät für Rechtswissenschaft der Universität Hamburg, haben die Erhebung in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien (Hamburg) im Rahmen des "Monitoringsystems und Transferplattform Radikalisierung" (MOTRA) durchgeführt.

Motra ist ein Forschungsverbund von Universitäten, Behörden sowie zivilgesellschaftlichen Instituten, gefördert von mehreren Bundesministerien. Die aktuelle

Die gesamte Befragung können Sie hier herunterladen.

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