• Studie: Viele Empfänger von Bürgergeld suchen selten aktiv nach Jobs
  • Auf Arbeitssuche: Viele Betroffene von Jobcentern nicht erreicht
  • Kritik: Es wurden nur Langzeitbezieher von Bürgergeld befragt

Gesundheitliche Probleme, die Pflege von Angehörigen oder mangelnde Unterstützung durch die Jobcenter halten Bürgergeld-Empfänger am häufigsten von der Jobsuche ab. Das ist das Ergebnis einer Befragung von rund 1.000 Bürgergeldempfängern im Alter zwischen 25 und 50 Jahren im Frühjahr 2025, die die Bertelsmann-Stiftung am Donnerstag veröffentlicht hat.

Studie: Viele Empfänger von Bürgergeld suchen selten aktiv nach Jobs

Demnach gaben 55 Prozent der befragten Langzeitbezieher an, in den vergangenen vier Wochen keine Stelle gesucht zu haben. Von dieser Hälfte nannten fast drei Viertel gesundheitliche Probleme als Hindernis.

Fast 50 Prozent in dieser Gruppe begründete die fehlende Motivation zudem mit zu wenig passenden Stellen, wie die Umfrage weiter ergab. Ein gutes Viertel erklärte, dass sich die eigene finanzielle Lage durch reguläre Arbeit nicht verbessern würde. 22 Prozent führten an, sie seien durch Pflege von Angehörigen oder Kinderbetreuung gebunden.

Auf Arbeitssuche: Viele Betroffene werden von Jobcentern nicht erreicht

Die Studie weist zugleich darauf hin, dass viele Betroffene kaum von den Jobcentern erreicht würden: 43 Prozent aller Befragten berichteten demnach, sie hätten noch nie ein Stellenangebot erhalten. "Die Jobcenter müssen den Schwerpunkt neu setzen", erklärte Roman Wink von der Bertelsmann-Stiftung. "Weniger Bürokratie, mehr Vermittlung."

Nach Angaben der Bertelsmann-Stiftung beziehen derzeit 1,8 Millionen Menschen in Deutschland laut Statistik Bürgergeld, sind arbeitslos gemeldet und somit grundsätzlich erwerbsfähig.

Kritik: Nur Langzeitbezieher von Bürgergeld befragt

Der Paritätische Gesamtverband kritisierte die öffentliche Darstellung der Ergebnisse. Die Studie erfasse ausschließlich Langzeitbeziehende von mehr als einem Jahr im Bürgergeld und nicht "die Bürgergeldbeziehenden" insgesamt, was das Bild verzerre.

Die Aussage, die Hälfte suche keinen Job, ist laut Verband irreführend. Tatsächlich hätten 59 Prozent der Nicht-Suchenden legitime Gründe wie Krankheit oder die Teilnahme an einer Maßnahme. Von den übrigen 41 Prozent seien wiederum 73 Prozent aktiv auf Arbeitssuche.

Reform des Bürgergeldes geplant

Die schwarz-rote Bundesregierung hat sich auf eine Reform des Bürgergeldes, das in Zukunft Grundsicherung heißen soll, geeinigt. Demnach sind verschärfte Mitwirkungspflichten und strengere Sanktionen geplant.

dpa/Reuters (mpö)

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