• Die Proteste gegen die Wehrdienstreform rufen unterschiedliche Reaktionen hervor. Jüngere finden sie eher berechtigt als ältere Befragte.
  • Auch beim Thema Arbeit bewerten jüngere Befragte die Erwartungen an ihre Generation ganz anders als ältere.
  • Bei anderen Themen haben jüngere und ältere Teilnehmer relativ ähnlich abgestimmt. Viele empfinden die Digitalisierung als zu langsam und sind gegen ein bundesweites Wahlrecht ab 16 Jahren.

Lange wurde darüber diskutiert, nun ist sie beschlossen: Die Wehrdienstreform. Einen verpflichtenden Dienst gibt es erst einmal nicht, dafür eine verpflichtende Musterung. Während viele junge Menschen dagegen protestieren, fühlen sich Ältere in ihre eigene Jugend zurückversetzt. Das spiegelt sich auch in der MDRfragt-Gemeinschaft wider: "Ich bin Jahrgang '65 und war bei der Armee. Es schadet niemandem. (...) Außerdem kann man ja auch ein soziales Jahr machen, was anderen Einrichtungen hilft. Wo ist das Problem?", fragt Steffen (60) aus dem Landkreis Nordhausen im aktuellen MDRfragt-Stimmungsbild. Andere Befragte sehen das ganz anders, zum Beispiel Neo (18) aus dem Landkreis Wittenberg: "Wir als Jugend werden gezielt diskreditiert und als faul dargestellt, aber für den Dienst an der Waffe sind wir scheinbar gut genug."

Proteste gegen Wehrpflicht: unterschiedlich bewertet

Dass viele junge Menschen zuletzt laut ihre Ablehnung gegen das neue Wehrdienstmodell geäußert haben, stößt in der MDRfragt-Gemeinschaft auf ein geteiltes Echo. Die Hälfte der Befragten (51 Prozent) findet diese Ablehnung berechtigt. Fast genau so viele (46 Prozent) finden sie hingegen unberechtigt.

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Dabei gehen die Ergebnisse zwischen den Altersgruppen weit auseinander. Von den unter 30-Jährigen finden mehr als vier Fünftel (82 Prozent) eine kritische Haltung gegenüber dem neuen Wehrdienstmodell berechtigt. Bei den über 65-Jährigen überwiegt mit 58 Prozent das Unverständnis für die Ablehnung des neuen Wehrdienstmodells.

Generationenunterschiede auch in der Arbeitswelt

Jüngere Befragte empfinden die gesellschaftlichen Erwartungen an ihre Generation ganz anders als ältere. Das zeigt sich auch in der Arbeitswelt.

  • Insgesamt finden zwei von fünf Befragten die Anforderungen an junge Arbeitnehmer zu niedrig (41 Prozent).
  • Die jungen MDRfragt-Teilnehmer sehen das anders: Die unter 30-Jährigen empfinden die Erwartungen eher als zu hoch (42 Prozent) oder angemessen (39 Prozent).

Dazu meint Angelina (21) aus dem Kyffhäuserkreis: "Dass die Generation 'faul' sei, wurde ja eigentlich schon widerlegt. (...) Dazu kommt noch, dass man damals gearbeitet hat und sich z.B. ein Haus leisten konnte. Heutzutage freut man sich, überhaupt eine Wohnung zu finden, wo schon drei Viertel vom Gehalt weg sind." Ein 28-jähriger Teilnehmer aus Zwickau ist selbst Ausbilder im Handwerk und wirbt um Verständnis für Auszubildende: "Sie rackern sich den ganzen Tag mit uns ab und müssen dennoch zur Mitte des Monats ihre Eltern um eine Finanzspritze bitten." Ganz anders sieht es Claudia (63) aus Magdeburg und verweist auf den Fachkräftemangel: "Sie haben, sagen wir mal, die Qual der Wahl. (...) Es wird gefeilscht um Benefits, (...) Urlaub, Arbeitszeiten und, und, und... Nun, und wenn man dann die erfeilschte Beschäftigung hat – guten Tag, Realität – muss man liefern."

Einen Aspekt der Arbeitswelt schätzen die MDRfragt-Teilnehmer aller Altersgruppen jedoch ähnlich ein: Zwei Drittel (64 Prozent) glauben nicht mehr an die Idee, dass man sich durch Arbeit noch ein gutes Leben leisten kann. Das Misstrauen in dieses Wohlstandsversprechen ist bei jungen Befragten besonders ausgeprägt (76 Prozent).

Einigkeit bei Digitalisierung und Wahlrecht ab 16 Jahren

Auch andere gesellschaftliche Fragen beantworten die verschiedenen Generationen in der MDRfragt-Gemeinschaft relativ ähnlich, auch wenn sie teils unterschiedlich davon betroffen sind. So findet eine deutliche Mehrheit von zwei Dritteln der Befragten, dass die Digitalisierung in Deutschland zu langsam voranschreitet.

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Die 84-jährige Helga aus Erfurt meint dazu: „Ältere Menschen sind klar benachteiligt bei der Digitalisierung. Aber: Es liegt auch an jedem Älteren selber, dranzubleiben, und da hapert es gewaltig. Auch über 80 kann man sehr gut damit umgehen, so man Interesse hat – und da fehlt es sehr, wie ich in meinem Umfeld feststellen muss.“

Wenn es um die Anliegen verschiedener Generationen geht, wird oft über ein Wahlrecht ab 16 Jahren bei Bundestagswahlen diskutiert. Das lehnen die meisten MDRfragt-Teilnehmer allerdings ab. Fast vier von fünf (77 Prozent) sind gegen eine bundesweite Absenkung des Wahlalters. Dass das eine dauerhafte Ansicht bei vielen MDRfragt-Teilnehmern ist, zeigt der Vergleich mit früheren Umfragen.

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Über diese Befragung

Bei der Befragung „Alt gegen Jung – Wie viel muss die Jugend aushalten?“ vom 05. bis 8. Dezember 2025 haben 19.963 Menschen teilgenommen.

Bei MDRfragt können alle mitmachen, die mindestens 16 Jahre alt sind und in Sachsen, Thüringen oder Sachsen-Anhalt wohnen.
Unser Ziel ist es, die Vielfalt der Argumente sichtbar zu machen. Die Kommentare der Teilnehmenden helfen uns, die Gründe für unterschiedliche Positionen und das gesamte Meinungsspektrum abzubilden.

Wir ziehen keine Stichprobe, sondern laden alle Interessierten ein, ihre Meinung einzubringen. Deshalb sind die Ergebnisse strenggenommen nicht repräsentativ. Aber: An den Befragungen beteiligen sich jeweils zehntausende Menschen aus den drei Bundesländern. MDRfragt wird zudem wissenschaftlich begleitet und überprüft. Die Ergebnisse werden nach bewährten Methoden gewichtet – anhand soziodemografischer Merkmale wie Alter, Geschlecht und Bildungsgrad – und so an die tatsächliche Bevölkerungsverteilung in Mitteldeutschland angepasst. Dadurch sind die Ergebnisse aussagekräftig für die Stimmung im Sendegebiet. Durch Rundungen ergeben die Prozentwerte bei einzelnen Fragen nicht immer exakt 100.

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