• Mobbing oder Konflikte in der Schule können dazu führen, dass Schülerinnen und Schüler vom Unterricht fernbleiben.
  • Pädagogikprofessor Heinrich Ricking betont, dass ein schnelles Handeln seitens der Schule wichtig ist.
  • Schulsozialarbeiterinnen in Bitterfeld haben eine Arbeitsgemeinschaft zum Schulabsentismus gegründet.

Knapp 2.000 Verstöße gegen die Schulpflicht wurden 2023/24 in Sachsen-Anhalt gemeldet. Das sind über 30 Prozent mehr als vor der Corona-Pandemie. Nicole Herr, Schulsozialarbeiterin an einer Sekundarschule in Bitterfeld, sieht die Pandemie als einen Grund für den Anstieg: "Zeitversetzt machen sich hier die Auswirkungen von sozialen Störungen, Angststörungen, Essstörungen, psychischen Belastungen und Motivationsproblemen bemerkbar."

Mobbing oder Konflikte als Auslöser

Diese Aufzählung zeigt, wie vielfältig die Gründe für das sogenannte Schulschwänzen sein können. Ihre Kollegin Lisa Kalus ergänzt dazu: "Mobbing oder Ausgrenzung, (…) Konflikte mit Lehrerinnen oder auch mit anderen Schülerinnen können Gründe sein, warum Schülerinnen nicht mehr in den Unterricht oder in die Schule gehen. (…) aber auch das Aushalten von Bewertungen, sei es die Bewertung, die natürlich, den wir alle ausgesetzt sind, aber auch natürlich noch mal schärfere Themen wie auch Body Shaming können dazu kommen."

Dazu können noch noch familiäre Probleme kommen. Die gestiegenen Zahlen in Sachsen-Anhalt hängen aber auch mit einer Welle von Jugendkriminalität in Halle im Jahr 2023 zusammen. Als Konsequenz hatte das Land die Meldefrist für unentschuldigt fehlende Schüler verkürzt, erklärt Elmar Emig, Pressesprecher des Bildungsministeriums Sachsen-Anhalt: "Auf wenigere Tage, so dass also Fälle schneller erkannt und gemeldet werden können. Das sorgt natürlich dafür, dass die Schulen deswegen auch sensibler reagieren und deswegen auch die Zahlen nach oben gegangen sind."

Ricking: Schnelles Handeln ist wichtig

Aus wissenschaftlicher Sicht ist dieses schnelle Melden absolut zu begrüßen, sagt Heinrich Ricking von der Universität Leipzig. Der Pädagogikprofessor beschäftigt sich mit der Prävention des sogenannten Schulschwänzens: "Dass Schulen sich schnell melden und Eltern kontaktieren, Schüler kontaktieren – das ist ausgesprochen wichtig. Das ist sogar eine wesentliche Bedingung, diese Problematik systematisch und möglichst auch zeitnah bearbeiten zu können."

Dass Schulen sich schnell melden und Eltern und Schüler kontaktieren ist ausgesprochen wichtig.

Heinrich Ricking, Pädagogikprofessor an der Universität Leipzig

In Sachsen-Anhalt sei es dennoch noch nicht schnell genug, sagt Cornelia Geißler vom Programm "Schulerfolg sichern", für welches auch die Schulsozialarbeiterinnen aus Bitterfeld tätig sind. Oft dauert es trotz frühzeitiger Meldung noch lange, ehe es zu Gesprächen kommt. "Sorgeberechtigte müssen durch die Kolleginnen erreicht werden. Das bedeutet, wenn Sorgeberechtigte dienstlich verhindert sind oder nicht ans Telefon gehen, geht Zeit ins Land. Bei Erreichen hat man die Möglichkeit dann einen Termin zu vereinbaren. Sagen die Sorgeberechtigten diesen Termin aber ganz schnell ab, dann bedeutet das, dass das Verfahren wieder von vorne mit der Absprache mit den Sorgeberechtigten und der Terminvereinbarung beginnt."

Arbeitsgemeinschaft zum Schulschwänzen

Die Sozialarbeiterinnen aus Bitterfeld gehören zu einer Arbeitsgemeinschaft , die sich speziell mit dem Thema Schulabsentismus beschäftigt. Sobald ein Schüler dem Unterricht fernbleibt, werden sie ins Boot geholt. Sie schauen gezielt und frühzeitig, wie Schülern und auch Eltern geholfen werden kann. Und sie setzen auch noch früher an: in der Prävention. Damit Schüler gar nicht erst anfangen, aus Angst, Druck und Stress oder wegen schwieriger Lebensumstände die Schule zu meiden.

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